Pfr. Martin Dubberke
Taschenrechner

Geburtstagsandacht für einen Controller

«Ich erkenne, dass du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen, ist dir zu schwer.» (Hiob 42,2)

Beim Lesen dieses Verses war mein erster Gedanke: Passt! Geburtstagsandacht für einen Controller. Da ist er der Mann, der Herr über Exceltabellen, der  bis in die Nacht hinein über den Zahlen sitzt und der Firma bestes sucht. Keine Vorgabe ist ihm zu schwer, er findet immer noch einen Dreh.

Aber Augenblick mal. Irgendwas stimmt da nicht. Um wen geht es eigentlich hier in dem Vers aus Hiob? OOOOOOps. Das ist ja Hiob, der sich hier mit Gott unterhält. Tut mir leid, liebes Geburtstagskind, aber  bei diesem Vers geht es um Gott und doch nicht um Sie.  Ich habe aber nicht so lange Theologie studiert, um hier nicht einen theologisch sauberen Dreh wieder zu Ihnen zurück zu finden.

Die Losung stammt aus Hiobs letzter Antwort an den HERRN. Sie erinnern sich vielleicht, dass Hiob Gegenstand einer Wette zwischen Gott und Satan gewesen ist. Satan meinte, dass es ihm ein Leichtes wäre, Hiob vom Glauben abzubringen und auf seine Seite zu ziehen. Gott ließ sich auf diese Wette ein. Und Satan versuchte Hiob nach allen Regeln den Boden und den Füßen wegzureißen, indem er ihm alles nahm, was er besaß: Die Kinder, seinen Besitz, Haus und Hof und Ernte, Gesundheit. Alles, was ihm blieb war seine Frau. Weshalb Satan ihm die gelassen hat, kann ich auch nicht sagen. Im Gedächtnis geblieben ist sie eigentlich nur mit einem Satz, als sie zu ihrem Mann sprach: „Fluch Gott und stirb!“ – Das hatte Hiob nun gar nicht vor. Hiob war hartnäckig – eben wie ein Controller. Wenn die Zahl am Ende nicht stimmt, muss eben alles noch einmal geprüft und auf den Kopf gestellt werden. Und genau das hat Hiob auch getan, als er sich in den Aschenhaufen setzte und mit Gott ins Gericht ging, weil er glaubte und sich sicher war, alles richtig gemacht zu haben.

Natürlich kamen in dieser Situation noch ein paar Unternehmensberater und Wirtschaftsprüfer, die bei Hiob der Einfachheit halber einfach Freunde genannt werden. Die haben ihm natürlich auch versucht einzureden, dass er da mit Sicherheit was falsch gemacht hat, dass ihm da ein Fehler unterlaufen sein muss und er sich endlich vor Gott das Gewissen erleichtern sollte. Aber Hiob wusste, genau, dass ihm kein Fehler unterlaufen war. Er war einfach perfekt. Also ging er mit Gott ins Gericht. Man stelle sich das mal vor: Rechtsstreit. Kläger Hiob. Angeklagter Gott. Wo haben wir das schon mal erlebt.

An keiner Stelle kam Hiob auf die Idee, dass er zum Spielball zwischen Gott und Satan geworden sein könnte. Satan kam in seiner Kalkulation gar nicht vor. Für den gab es keine Kostenstelle in seinem Glauben. Das war in seiner Lebensbudgetplanung vielleicht der eigentliche und zentrale Fehler, dass er nicht mit Satan gerechnet hat. Also, bekam Gott die ganze Ladung ab. Und Gott ließ – ich sage es mal so – verdammt gut Gott, den Allmächtigen raushängen.

Es war ein langer Kampf zwischen den beiden, an dessen Ende Hiobs Erkenntnis stand: „Ich erkenne, dass du alles vermagst, und nichts, was du dir vorgenommen, ist dir zu schwer.“ Hiob erkannte, dass er, auch wenn er offensichtlich keinen Fehler im Leben gemacht hat, doch einen Fehler gemacht hat, einen, den man nicht so einfach und sofort erkennt: Er wähnte sich auf der sicheren Seite, weil er fromm und gottesfürchtig war. Aber nichts im Leben ist selbstverständlich, auch wenn man noch so fromm lebt. Und wenn es einem die Füße weghaut, dann kommt man auch mit Gott wieder raus, wenn man hartnäckig ist und nicht nachlässt. Liebes Geburtstagskind, auch Sie sind hartnäckig und lassen nicht nach, bis Sie die Lösung der Aufgabe gefunden haben.

Bei Hiob hat das am Ende dazu geführt, dass er danach noch hundertvierzig Jahre gelebt hat und seine Kindeskinder bis ins vierte Glied gesehen hat. Und so endet das Hiob-Buch mit dem aus meiner Sicht schönsten Satz, den es in der ganzen Bibel gibt, weil er eine solche Tiefe hat: „Und Hiob starb alt und lebenssatt!“

Und jetzt muss ich schon wieder die Kurve kriegen, damit ich hier nicht falsch verstanden werde: Liebes Geburtsagskind, ich wünsche Ihnen noch sehr viel Lebenshunger, Hartnäckigkeit und eine riesige Portion vom reichen Segen Gottes.

Amen.