Pfr. Martin Dubberke

Filmkunst 66 wird umgebaut

Zuerst fuhr mir heute ein gehöriger Schreck in meine Glieder, als ich meine Jungs von der Schule abholen wollte und an meinem Nachbarn, dem Filmkunst 66, vorbeikomme. Alle Plakate verschwunden, die Wände aufgerissen, der Projektorraum eingerissen und überall Bauschutt. Gestern Abend lief hier doch noch der normale Betrieb? Es kann doch nicht sein, dass schon wieder ein Kino verschwindet?!?!

Wie im Zeitraffer laufen plötzlich Bilder an meinem geistigen Auge vorbei. Wie viele Filme habe ich hier gesehen? Ich weiß es nicht mehr. Ich erinnere mich noch an das alte Filmkunst 66 mit dem Eingang an der Ecke, der an eine Eckkneipe erinnerte. Da war das langestreckte Foyer. Und natürlich erinnere ich mich noch an die erotische Filmwoche vor bald dreißig Jahren, als wir uns den damaligen Kultfilm Josefine Mutzenbacher anschauten und keinen Eintritt für den Film bezahlen mussten, weil das als sittenwidrig galt und wir stattdessen das teuerste After eight unseres Lebens kauften.

Natürlich erinnere ich mich auch noch daran, wie das alte Filmkunst 66 schloss und abgerissen wurde und wir damals nicht wirklich daran glaubten, dass es wieder aufmachen würde.

Vor meinem geistigen Auge sah ich, wie ich vor nicht einmal einem Jahr in der Kurbel mit meinem Sohn zusammen einen Kinosessel abgeschraubt habe, der heute in meiner Wohnung steht. Und ich fragte mich, was jetzt wohl hier anstelle des Filmkunst 66 reingehen wird.

Es wunderte mich nur, dass das alles so sang- und klanglos über die Bühne gehen sollte… Doch dann entdeckte ich das Bauschild und Ruhe kehrte wieder in mein altes Cineastenherz. Das Filmkunst wird nur renoviert und erhält ein größeres Foyer.

Na, dann werde ich mich mal überraschen lassen. Am 29. November sollen sich dann wieder in den beiden Kinosälen die Vorhänge heben und die Projektoren brummen.