Pfr. Martin Dubberke
Lichtmess 2025 | Bild: Martin Dubberke ©

Faktencheck

Liebe Geschwister, was ist nur los in unserer Welt? Allein, wenn ich mir lediglich die hinter uns liegenden Tage anschaue, wenn ich sehe, wie gespalten unser Land ist, unsere Gesellschaft, unsere Politik und wie leicht entflammbar alles zu sein scheint, wie tief die Gräben zwischen uns geworden sind. Ich denke an die bedrohlichen Situationen vor den Geschäftsstellen einer demokratischen Partei. Ach was, ich muss gar nicht so weit gehen. Ich kann auch bei mir im Ort bleiben, wo mir gestern morgen in einem kleinen Geschäft die Verkäuferin erzählte, dass in ihrem Geschäft sich fast die Kunden geprügelt hätten.

Was ist nur los in unserer Welt? Ich schlage die Zeitung auf, höre Radio und sehe Fernsehen. Ich sehe, was in den Vereinigten Staaten los ist, höre, dass es ein US-amerikanischer Präsident „unfriendly“ von Dänemark findet, dass man ihm nicht Grönland überlässt.

Ich denke an den Krieg in der Ukraine, der sich in drei Wochen zum dritten Mal jährt, einen Krieg, der auch für uns brandgefährlich ist.

Ich blicke Richtung Israel und Gaza, wo zwar jetzt die Geiseln ausgetauscht werden, aber man noch immer nicht weiß, wer überhaupt noch von den Geiseln lebt und der Konflikt noch lange nicht beendet ist.

Und ich könnte noch spielend leicht Beispiel an Beispiel reihen, um deutlich zu machen, dass uns in dieser Welt der Kompass verloren gegangen ist.  Vor diesem Hintergrund kann uns allen in dieser aufgeheizten Situation gegenseitiger Schuldzuweisung und doch gemeinsamen Versagens der unser Glaube eine Orientierung anbieten. Und so bin ich dankbar, für die Klarheit und Kürze des Predigttextes an diesem Sonntag, an Lichtmess. Ein Sonntag, an dem uns gewissermaßen das Licht aufgehen möge.

Der Name „Lichtmess“ kommt von der Tradition, an diesem Tag Kerzen zu segnen, die dann das ganze Jahr über in der Kirche verwendet werden. Diese Segnung symbolisiert Jesus Christus als das „Licht der Welt“, wie es in Johannes 8,12 – unserem Predigttext – heißt:

Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Johannes 8,12

In einer Welt voller Spaltung, Kriege und Konflikte bieten diese Worte Jesu eine kraftvolle Botschaft der Hoffnung und Orientierung. Jesus als das „Licht der Welt“ bedeutet, dass er Klarheit, Wahrheit und Führung inmitten von Chaos und Dunkelheit bringt. In Zeiten der Unsicherheit und des Streits kann das Licht Christi uns helfen, den richtigen Weg zu finden und in Liebe und Frieden zu handeln.

Ganz praktisch bedeutet dies für uns heute, dass wir uns bemühen sollten, Jesu Lehren in unserem täglichen Leben umzusetzen. Das bedeutet, dass wir uns für Frieden und Versöhnung einsetzen, dass wir in unseren Beziehungen Liebe und Verständnis zeigen und dass wir uns für Gerechtigkeit und Wahrheit stark machen. Indem wir Jesus nachfolgen, können wir selbst zu einem Licht für andere werden und Hoffnung und Heilung in unsere Gemeinschaften bringen.

In einer Welt, die oft von Dunkelheit überwältigt scheint, sind wir alle aufgerufen und jede und jeder einzelne persönlich eingeladen, das Licht Christi zu reflektieren und aktiv an der Schaffung einer besseren, friedlicheren Welt mitzuwirken.

Wir erleben, dass die Politik das immer weniger kann. Wir erleben, dass die Sozialen Medien hier leider nicht hilfreich sind. Wir erleben, dass Fakten immer weniger eine Rolle spielen. Und wir erleben in unserem nächsten Umfeld, so wie in dem kleinen Laden, in dem sich die Kunden unterschiedlicher politischer Meinung und Provenienz nicht nur sprichwörtlich, sondern fast schon tätig in die Haare bekommen haben. Es geht nicht darum, gegen die da oben zu wettern, denn die da oben, sind von uns gewählt worden, sondern es geht darum, so miteinander ins Gespräch zu kommen, wie es uns Jesus Christus vorgemacht hat, dem anderen mit Aufmerksamkeit und in Liebe zu begegnen, in ihm auch das Geschöpf Gottes zu erkennen und gemeinsam miteinander zu erkennen, was es heißt, dem Licht Jesu Christi zu folgen.

In drei Wochen gehen wir an die Wahlurnen. Und zugleich beginnen in Kürze die Briefwahlen. Wir sollten uns also nicht die Köpfe einschlagen. Wir sollten einander nicht ideologisch begegnen, wie es in dieser Woche zum Teil im Bundestag geschehen ist. Wir sollten einander nicht in Hass begegnen, so wie es mich dieser Tage bei manchem Redner und mancher Rednerin im Bundestag hat erschaudern lassen. Sondern wir sollten einander in der Liebe und Achtung begegnen, wie sie uns Jesus Christus vorgelebt hat.

Wir sollten nicht richten, weil es uns nicht zusteht. Und wir sollten auch der Versuchung widerstehen, zu richten, weil wir uns damit zum einen etwas anmaßen, was uns nicht zusteht und zum anderen erst die Gräben und Mauern zwischen uns errichten, die wir heute in unserem Land und auch in unserer Welt haben. Das sind Mauern und Gräben der Vereinsamung und der Hartherzigkeit.

Nachdem Jesus gesagt hatte, dass er das Licht der Welt sei, sprachen die Pharisäer zu ihm:

13 Du gibst Zeugnis von dir selbst; dein Zeugnis ist nicht wahr. 14 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Auch wenn ich von mir selbst zeuge, ist mein Zeugnis wahr; denn ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe; ihr aber wisst nicht, woher ich komme oder wohin ich gehe. 15 Ihr richtet nach dem Fleisch ich richte niemand. 16 Wenn ich aber richte, so ist mein Richten wahr, denn ich bin’s nicht allein, sondern ich und der Vater, der mich gesandt hat.

Wie gefährlich unser Richten ist und wie lebensgefährlich es ist, in der Finsternis zu wandeln, erleben wir gerade jeden Tag.

Darum ist es so lebenswichtig, dass wir Jesus Christus nachfolgen, damit wir nicht länger in der Finsternis wandeln, sondern das Licht des Lebens haben. Darum ist es wichtig, dass wir in diesem Licht den Dingen auf den Grund gehen. Jesus Christus hat uns allen, jedem einzelnen von uns einen Faktencheck in die Hand gegeben, der jedem Troll, jedem Algorithmus Paroli bieten kann. Dieser Faktencheck ist ganz einfach:

Das höchste Gebot ist das:

„Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft“ Das andre ist dies:

„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ Es ist kein anderes Gebot größer als diese beiden.

Markusevangelium 12,29-31

Mit diesem Faktencheck können wir alles auf seinen Wahrheitsgehalt, seine Motivation überprüfen. Mit diesem Faktencheck kommt Licht in so manchen Abgrund. Dieser Faktencheck lässt uns unsere eigenen Egoismen aber auch Ängste erkennen und ihnen entgegnen können.

Lasst uns diesen Faktencheck einfach mal die kommenden Wochen ganz bewusst allem und jedem gegenüber anwenden, um Licht ins Dunkel zu bringen. Das wird nicht nur unsere eigene Perspektive ändern, sondern auch die der anderen Menschen. Und vergesst dabei eines nicht: Die Liebe ist eine Tatsache, denn Liebe lädt zur Tat ein. Liebe wird durch die Tat zum Leben erweckt.

Pfr. Martin Dubberke

Pfarrer Martin Dubberke | Bild: Johannes Dubberke
Pfarrer Martin Dubberke | Bild: Johannes Dubberke

Predigt an Lichtmess 2025, Perikopenreihe I am 2. Februar 2025 in der Friedenskirche zu Burgrain und der Heilandkirche zu Oberau über Johannes 8,12

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