Pfr. Martin Dubberke
Kreuz mit Taube - Carneval in Venedig - Hafen | Bild: Martin Dubberke

Die Sache mit dem Erbteil

Herr, schone dein Volk und lass dein Erbteil nicht zuschanden werden.
Joel 2,17

Christus hat sich selbst für uns gegeben, damit er uns erlöste von aller Ungerechtigkeit und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das eifrig wäre zu guten Werken.
Titus 2,14

Ich überlege gerade, wie die Losung für heute formuliert lauten könnte. Vielleicht?

Herr, schone die Menschen und lass die Kirche nicht zuschanden werden!

Die Austrittszahlen in Evangelischer wie Katholischer Kirche sind erschreckend. Aus der Katholischen Kirche auszutreten, ist aktuell immer mit der konkreten Frage des Missbrauchs, des Zölibats und der Rolle der Frauen verbunden. Bei uns hört man immer wieder, dass die Menschen keine Kirche haben wollen, die das Sprachrohr der Grünen sei. Wie dem auch sei, die Menschen haben sich daran gewöhnt, auch ohne uns Kirchen zu leben. Sie haben gewissermaßen das Erbteil verlassen, sind ausgewandert in eine Gesellschaft ohne Glauben. Und ich weiß nicht, ob das immer so gut ist. Was macht es uns als Kirchen so schwierig, die Menschen zu halten, die Menschen mitzunehmen auf einem Weg in eine gute Welt. Wir haben doch alles im Angebot, was man sich nur wünschen kann. Wir bieten Gemeinschaft versus Einsamkeit. Wir bieten Seelsorge und spirituelle Begleitung für Menschen, die ihren Weg im Leben und ihren Weg mit Gott suchen. Wir sind die mit dem Frieden. Wir sind die mit dem verantwortlichen Umgang mit der Schöpfung Gottes. Wir sind die mit der Gerechtigkeit. Wer hat all das erfunden? Wir! Und nicht irgendwelche Vereine und Parteien. Wir haben es erfunden. Aber wir sind dennoch nicht attraktiv, haben die Bindekraft verloren.

Die Ursachen dafür sind mannigfaltig. Wir sind allesamt dabei, unser Erbe zu verspielen. Dabei hat uns doch Jesus Christus selbst alles in die Hand gegeben, uns von aller Ungerechtigkeit gereinigt und uns zu einem Volk gemacht, das eifrig wäre zu guten Werken. „Wäre“ – wenn das Wörtchen „wäre“ nicht wäre. Wir sollten einfach alles darangeben, dass das die Welt sehen und erleben kann. Statt in Erschrecken vor den Zahlen zu erstarren, sollten uns diese Zahlen anfeuern, den Draht zu den Menschen und den Draht zwischen Gott und den Menschen nicht zu verlieren.

Sieh dein Volk in Gnaden an.
Hilf uns, segne, Herr, dein Erbe;
Leit es auf der rechten Bahn,
dass der Feind es nicht verderbe.
Führe es durch diese Zeit,
nimm es auf in Ewigkeit.

Tja, so hat es Ignaz Franz, der Dichter des Liedes „Großer Gott, wir loben dich“, der 1719 geboren und 1790 in Breslau gestorben ist, einst gedichtet. Seine Verse haben nichts an Aktualität verloren.

Pfarrer Martin Dubberke, Gedanken zu Losung und Lehrtext vom 12. Juli 2023

Pfr. Martin Dubberke
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