Pfr. Martin Dubberke

Demut angesichts der Schöpfung Gottes

Es begab sich aber zu der Zeit, dass er [Jesus ] auf einen Berg ging, um zu beten; u­­­­­­­nd er blieb über Nacht im Gebet zu Gott.
Lukas 6, 12

Die Bibel ist voll von Geschichten und Momenten, wo es um Berge geht. Sei es wie der Berg Sinai als der Sitz Gottes, sei es wie in den Psalmen, in denen mit Bergen die Größe, die Macht, die Beständigkeit Gottes beschrieben wird.

Berge sind der Ort, wo man sich Gott besonders nahe fühlt. Und wenn man sich die Geschichten anschaut, in denen Jesus auf einen Berg geht, um zu beten, dann kommt neben der Nähe zu Gott auch immer der Aspekt der Einsamkeit hinzu.  Denn in der Regel ist Jesus allein auf einen Berg gegangen, um zu beten oder hat maximal zwei seiner Jünger mitgenommen.

Und auch der Weg auf einen Berg spielt im Verhältnis zu Gott eine große Rolle, denn der Weg zum Gipfel, ist das allmähliche Näherkommen zu Gott. Da passiert etwas in einem. Man gewinnt zu den Dingen Abstand und sieht sie in einer anderen Perspektive. Stehe ich am Fuße eines Berges, so spüre ich die beeindruckende Größe des Berges und damit zugleich meine eigene Kleinheit.

Und so ist es auch, wenn ich auf den Berg gehe. Da ändert sich wieder die Perspektive. Ich sehe, wie alles kleiner wird, das am Fuße des Berges liegt und ich spüre noch einmal auf eine andere Weise, das ich nur ein kleiner Teil dieser Schöpfung bin. Aus der Perspektive des Berges ist der Mensch nicht größer als eine Ameise. Angesichts der Stille oder der Wettergewalt auf dem Gipfel entsteht Demut. Ich erfahre in besonderer Weise die Kraft und die Nähe Gottes und erkenne, dass ich nicht das Zentrum dieser Welt bin. Das löst Bescheidenheit und Demut aus.

Berge sind damit ein besonderer Ort der Spiritualität.

Aber heute geht es ja nicht darum, in die Höhe zu gelangen, sondern durch den Berg hindurch zu kommen. Und das ist auch mit den heutigen Mitteln kein einfaches und ungefährliches Unterfangen. Auch das Durchbrechen eines Berges, sich durch den Berg hindurchzuarbeiten ist eine spirituelle Erfahrung. Natürlich kann ich sie auch rein technisch sehen, aber ich arbeite mich durch das Fundament eines Berges durch, der viele Überraschungen bereithält, genauso wie das Leben. Nicht immer weiß ich, was mich einige Zentimeter oder Meter später erwartet. Und da brauche ich jemanden, der schützend seine Hand, genau da über mich hält, wo mich der Helm nicht mehr schützen kann.

Und so ein Weg durch den Berg macht deutlich, dass hinter all dem die wunderbare Schöpfung Gottes liegt. Alles ist aufeinander abgestimmt, alles hängt mit allem zusammen. Und das sind die Geheimnisse, die so ein Berg bereithält: Sei es ein Bergsturzbereich oder das Grundwasser, seien es die Quellen, die Moore und Seen speisen und damit Lebensraum für Pflanzen, Tier und Mensch sind.

Der Weg durch den Berg lässt auf eine andere Weise die Größe und Großartigkeit Gottes erkennen. Und so kann das Ringen mit dem Berg auch zu einem Ringen mit Gott kommen, so wie einst Jakob am Jabbok mit Gott gerungen hat. Ein Kampf, der Spuren bei ihm hinterlassen hat. So wird auch dieser Tunnel im Leben aller, die an und in ihm arbeiten, Spuren hinterlassen. Auch der Weg durch den Berg ist wie der Weg auf den Berg. Er lässt demütig werden angesichts der Schöpfung Gottes.

Mit der Heiligen Barbara ist auch der Brauch des Barbara-Lichts verbunden, das man am Barbara-Tag in einem Stollen entzündet. Es steht für das Licht, das von Gott ausgeht. Es steht für die Wärme, die mit der Liebe Gottes verbunden ist. Es steht aber auch für das Leben und die Achtsamkeit, die wir mit Gottes Schöpfung haben sollen. Und es steht nicht zuletzt für den Segen Gottes, der uns auch in der größten Dunkelheit begleitet und den Weg weist. Es steht für die Hoffnung, die wir in Gott setzen, dass alles gut geht und gut wird.

Möge auf allem und allen der Segen Gottes liegen. Amen.


Mein Barbara-Segen

Segne diese Statuen der Heiligen Barbara.
Gib, dass uns ihr Bild stets an ihre Glaubensstärke,
ihren Glaubensmut und ihre Zuversicht
und Standhaftigkeit erinnere.

Wecke auch in uns diesen Glaubensmut,
diese Zuversicht und Glaubensstärke,
wenn Dunkelheit uns umgibt.

Dann möge uns das Barbara-Licht daran erinnern,
dass Gott auch in der Dunkelheit
an unserer Seite geht und steht.

Amen.


Pfr. Martin Dubberke, Predigt anlässlich des Tunnelanschlags und der Segnung der Barbara-Statuen im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes mit meinem wunderbaren Katholischen Kollegen Josef Konitzer am 7. Februar 2020.