Pfr. Martin Dubberke
Impuls zu Losung und Lehrtext am Dienstag 20230228 | Bild: Martin Dubberke

Dein Glaube hat dir geholfen

Aus der Tiefe rufe ich, HERR, zu dir. Herr, höre meine Stimme!
Psalm 130,1-2

Der Blinde rief: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Die aber vornean gingen, fuhren ihn an, er sollte schweigen. Er aber schrie noch viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich meiner!
Lukas 18,38-39

Was, wenn ich mit meiner Seele am Ende bin? In meinem Leben habe ich eine ganze Reihe von Menschen kennengelernt, die den tiefen Abgrund ihrer Seele kennengelernt haben, die am Ende waren, weil sie der Belastung des Lebens nicht mehr gewachsen waren. Das waren Menschen, deren Trennung frisch war, deren Familien auseinandergebrochen waren, aber auch Menschen, die selbst gewalttätig geworden waren und irgendwie nicht mehr den Weg aus dieser Spirale herausfanden. Das waren Menschen mit Fluchterfahrung, die alles hinter sich gelassen hatten, aber ihre Seele einfach nicht mitkommen wollte. Das waren Menschen, deren Beruf die Seele krank machte oder Menschen, die durch eine Krankheit dem Tod ins Angesicht geschaut haben.

Sie alle waren Menschen, die aus der Tiefe riefen, die gehört werden wollten, die erhört werden wollten, weil sie aus ihrer Not, ihrer Bedrängnis rauskommen wollten. Ich habe ihnen immer zugehört und manchmal hat das schon gereicht, dass ihnen jemand zuhört, so wie der Mann, der vor ein paar Wochen vor meiner Tür stand und ein Gespräch wollte. Er redete ohne Unterbrechung, kam nicht auf den Punkt, sprang mit seinen Sätzen und Gedanken wild in der Gegend rum, so dass alles irgendwie keinen für mich erkennbaren Sinn ergab. Als ich ihn unterbrach, um einen Versuch zu starten, die Gedanken zu ordnen, wurde er ganz panisch und schrie: „Ich will einfach nur reden! Ich will einfach nur, dass mir jemand zuhört! Ich habe seit Tagen mit niemanden gesprochen! Niemand hört mir zu!“

Manchmal muss man einfach nur zuhören, denn manchmal geht es nur darum, dass der andere gehört werden möchte. So wie der Psalmbeter aus der Tiefe ruft und den Herrn anfleht, seine Stimme zu hören, weil schon das Hören einfach Hilfe sein kann, zu wissen, dass man nicht allein ist, dass es jemanden gibt, der mich in meiner Not annimmt.

Und manchmal muss man eben auch Widerstände überwinden, so wie jener Blinde, der zu Jesus wollte, aber von den anderen einfach angeschrien wurde, endlich zu schweigen. Das hat den Blinden aber nicht davon abgebracht, weiter Jesus um Erbarmen zu bitten, gegen den Widerstand der Vorangehenden schrie er nun noch viel lauter: „Du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Manchmal muss man eben auch gegen Widerstände anschreien, um sich Gehör zu verschaffen.

Jesus hörte ihn und blieb stehen. Aber er blieb nicht nur stehen, sondern ließ sich auch zu dem blinden Mann führen und fragte ihn, was er denn wolle, was er für ihn tun könnte. Und da antwortet der Blinde: „Herr, dass ich sehen kann.“ Und Jesus sagte dann nur zwei Worte: „Sei sehend!“ Und der Mann konnte sehen. Aber dann sagte Jesus das wirklich entscheidende: „Dein Glaube hat dir geholfen.“

Hätte der Blinde nicht den Glauben gehabt, dass Jesus ihm helfen, ihn heilen könnte, hätte er sich nicht auf den Weg gemacht, hätte er nicht diese Hartnäckigkeit gehabt, hätte er sich vielleicht doch abweisen lassen.

Der Blinde aber hat geglaubt, dass Jesus ihm helfen kann, so wie der Psalmbeter aus der Tiefe heraus daran geglaubt hat, dass ihn Gott erhört.

Es ist der Glaube, der die Dinge in Bewegung bringt. Es ist der Glaube, der die Dinge zum Guten bringt. Es ist der Glaube, der heilt.

Das ist die Botschaft des heutigen Tages, darauf zu vertrauen, dass der Glaube in meinem Leben hilft. Solange ich glaube, habe ich nicht aufgegeben. Und die Geschichte vom Blinden, der wieder sehen kann, macht deutlich, was Glaube alles möglich machen kann. Es ist der Glaube, der die Energien in mir freisetzt, damit ich nicht in der Tiefe versinke. Der Glaube ist – in modernen Worten ausgedrückt – meine wichtigste Ressource. Er ist die Quelle, aus der heraus ich lebe, aus der heraus ich immer wieder Kraft und Mut finde, wenn es mir nicht gut geht, wenn ich erschöpft bin.

Ohne meinen Glauben, wäre ich heute nicht da, wo ich bin, hätte ich nicht die Familie, die ich heute habe. Ohne meinen Glauben wäre ich nichts.

Heute ist ein guter Tag, darüber nachzusinnen und mit Gott darüber ins Gespräch zu kommen, was einem der Glaube bedeutet, was der Glaube im eigenen Leben bewegt hat.

Pfarrer Martin Dubberke, Gedanken zu Losung und Lehrtext vom 28. Februar 2023

Pfr. Martin Dubberke
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