Pfr. Martin Dubberke
Passionsnotiz Nr. 39 | Bild: Martin Dubberke

Das Gesetz Christi erfüllen

Nichtsahnend öffne ich gerade die Losungen-App auf meinem Smartphone und mich rührt nahezu der Schlag, als ich die Losung aus dem Propheten Amos Kapitel sechs, Vers sechs sehe und lese:

Ihr trinkt den Wein kübelweise und verwendet die kostbarsten Parfüme; aber dass euer Land in den Untergang treibt, lässt euch kalt. Amos 6,6

Was für eine Ansage am letzten Tag der Judika-Woche! Da gibt uns der Prophet noch einmal was zu denken auf. Das ist eine schonungslose Analyse, um nicht zu sagen Gesellschaftskritik. Da ist etwas aus dem Ruder gelaufen und ich frage mich: „Warum?“

Da ist doch in einer Gesellschaft etwas schiefgelaufen, wenn das gesellschaftliche Leben nur noch aus Party, Trinken und dem Prahlen mit dem eigenen Reichtum im Vordergrund besteht, gesellschaftliche Verantwortung aber gleichzeitig Wasser saufen geht.

Eine Gesellschaft, die sich so ausgerichtet hat, deren einzige Werte Partyspaß und Luxus sind, kann nur noch auf den Abgrund zulaufen. Das ist eine Gesellschaft, die sich ihrer selbst überdrüssig geworden ist. Wenn das einzige Recht, dann noch das Recht auf Party ist, dann ist es um das Recht schlecht bestellt, weil sich jeder sein eigenes Recht schafft.

Der Lehrtext aus dem Brief an Galater Kapitel sechs, Vers zwei macht dahingegen deutlich, was eine Gesellschaft in ihrem tiefsten Innern zusammenhält:

Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Galater 6,2

Und sinnigerweise stellt sich hier auch die Frage, was Last ist? Wir assoziieren ja dabei immer und sofort Probleme oder die Last der prekären Lebenssituation, weil das Geld vorne und hinten nicht reicht, weil ich krank bin oder, oder, oder…

Die Lasten sind aber so vielfältig wie das Leben selbst. Es gibt z.B. die Last der Verantwortung, die ich schultern muss. Und manche Last, manche Verantwortung lässt sich im Team besser schultern. Und bei mancher Last braucht es zuweilen nur eines Menschen, der einem zuhört.

Und dann gibt es solche Situationen, wenn mal so ein Politiker z.B. die Last einer Pflegefachkraft tragen würde, dann würde sich sein Blick auf die damit verbundenen Herausforderungen und Notwendigkeiten durch das eigene Erleben verändern.

Des anderen Last zu tragen, bedeutet, gemeinsam Verantwortung wahrzunehmen, bedeutet, niemanden im Regen stehen zu lassen, einander zu helfen, einander anzunehmen und niemanden auszugrenzen, jeden mitzunehmen. Und es geht nicht darum selbst Gesetze zu schaffen mit eigenem Recht, das andere ausgrenzt, weil es darum geht, das Gesetz Christi zu erfüllen. Und das ist das Gebot der Nächstenliebe. Und genau dieses Gebot, schafft allen Menschen und aller Kreatur das Recht, das uns Gott gegeben hat, damit wir nicht nur eine Gegenwart, sondern auch eine Zukunft haben.

Des andern Last zu tragen – was nicht in die Kategorie Spaßgesellschaft gehört – und damit das Gesetz Christi zu erfüllen, verhindert, dass eine Gesellschaft, ein Land, die Welt in den Untergang treibt.

Und genau das ist die Botschaft der Judika-Woche.

Passionsnotiz Nr. 39 vom  8. April 2017