Pfr. Martin Dubberke
Glaube | Bild: Martin Dubberke

Damit wir leben können

Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende.
Römer 14,9

Warum muss eigentlich immer erst jemand sterben, damit Menschen etwas verstehen? Diese Frage begleitet mich schon lange. Und manchmal denke ich, dass der Tod mehr über das Leben verrät als alles andere. Ich erinnere mich noch gut an meine erste Sozialbestattung, die ich auf dem Garmischer Friedhof hatte. Der Mann vom Friedhof und ich standen allein am Grab. Die Verstorbene war mit 74 Jahren von uns gegangen. Keine Angehörigen, keine Familie, niemand, der sich ihrer am Grab erinnern wollte oder konnte.

Das war traurig. Nichts war von ihrem Leben erzählt worden oder übriggeblieben. Mir wird sie in Erinnerung bleiben, auch wenn ich nicht weiß, wie sie aussah. Sie bleibt mir in Erinnerung als eine einsam bestattete Frau und wahrscheinlich war sie auch ein einsamer Mensch. Für mich war es damals ein Trost, zu wissen, dass sie nun nicht mehr alleine sein würde. Christus ist eben der Herr über Tote und Lebende.

Wir leben jetzt gerade in der Karwoche. Da dürfen trotz Sonnenscheins auch ein paar dunkle Gedankenwolken aufziehen. Wie ist das denn so mit dem Leben? Lebe ich mein Leben richtig? Lasse ich mich wirklich von meinem Herrn Jesus Christus leiten?

Es ist die Frage nach dem Funktionieren oder Leben. Wir funktionieren heute gut nach Terminkalender, To-Do-Listen, und anderem mehr. Solche schnöden Dinge haben zuweilen mehr Macht über uns, als wir es eingestehen wollen.

Gerade gestern haben sich meine Söhne halb kaputtgelacht, als ich in der Abschlussrunde einer Videokonferenz war und wir versuchten, einen gemeinsamen Anschlusstermin zu finden.

„Nein, da kann ich nicht.“

„Wie schaut es dann mit 10:00 Uhr aus?“

„Nein, da habe ich schon was.“

„Und am 21? Da könnte ich mit Ausnahme von acht bis zehn den ganzen Tag.“

„Nein, da könnte ich nur zwischen neun und zehn.“

Und so ging es noch eine ganze Weile weiter, bis wir endlich zu viert einen gemeinsamen Termin fanden. Meine Söhne sagten schließlich, dass das besser als jedes Theaterstück gewesen sei.

Wenn wir nicht die Herren über unsere Kalender sind, was läuft dann in unserem Leben falsch? Wenn der Kalender Herr in unserem Leben ist, sollten wir uns mal die Frage stellen, wie es geschehen konnte, dass wir unser Leben mehr dem Kalender als Jesus Christus anvertraut haben.

Jesus Christus ist qualvoll an den Konventionen und Ängsten der Mächtigen und des Volkes, das „Kreuzige ihn!“ schrie, gestorben. Er ist aber nach drei Tagen wieder auferstanden, weil Gott diesem Volk demonstrieren wollte, dass man sich seinem Willen auf Dauer nicht entgegenstellen kann, dass er mächtiger als jeder Mensch ist, dass Jesus Christus eine Macht hat, der man sich weder im Leben noch im Tod entziehen kann.

Wenn ich das erkannt habe, werde ich wieder – um im Bilde zu bleiben – Herr über meinen Kalender und meine To-Do-Listen, weil sich dann meine Prioritäten im Leben verschieben und ich vom bloßen Funktionieren, den Weg ins Leben finde. Jesus Christus ist gestorben und auferstanden, damit wir leben können. Das ist Ostern.

Pfarrer Martin Dubberke, Gedanken zum Monatsspruch April 2023

Pfr. Martin Dubberke
Pfr. Martin Dubberke

Wenn Sie mit mir Kontakt aufnehmen wollen oder mit mir ins Gespräch kommen möchten oder ein Feedback zu meiner Predigt geben wollen, schreiben Sie mir bitte einfach eine kurze Nachricht:


Eine kleine Buchempfehlung zur Passionszeit

Buchcover - Am Aschermittwoch fängt alles an