Pfr. Martin Dubberke

Schön, dass es Euch gibt!

Schön, dass es Euch gibt, liebe Festgemeinde. Ohne Euch wäre es nämlich ein trauriges Fest.

Schön, dass es Euch gibt.

Die Pflegedienstleitung der Diakonie Sozialstation hat sich von mir gewünscht, dass ich heute genau darüber predige. Und als ich gestern in unserem Evangelischen Seniorenzentrum Emmaus-Haus in Potsdam beim Mittagessen erzählt habe, worüber ich heute predigen würde, fragte mich meine Kollegin, wo in der Bibel denn dieser Satz stehen würde. Ich musste herzlich lachen und antwortete dann, dass es doch in der Bibel lauter Stellen gäbe, wo es genau um dieses Thema gehen würde, nämlich den Dank.

Daraufhin meinte unser neuer Geschäftsbereichsleiter von Fliedners, dass er den diakonischen Humor sehr mögen würde.

Also, wenn es nun um den Satz geht: Schön, dass es Euch gibt. Ist das ein Kompliment und zugleich auch ein Dankeschön.

Doch wie kommt es dazu, dass sich Ihre Pflegedienstleitung ausgerechnet diesen nichtbiblischen Satz ausgesucht hat. Ganz einfach, weil mal jemand genau diesen Satz auf eine Werbetafel vor der Diakonie Sozialstation geschrieben hat.

Die Legende erzählt, dass die Verfasserin eine Angehörige war. Schön, dass es Euch gibt, weil Eure Pflege meiner Mutter guttut, weil das Lächeln Eurer Pflegekräfte meinem Vater neuen Lebensmut gibt und er selbst wieder lächeln kann.

Schön, dass es die Uckermärkische Diakonie Sozialstation schon seit zehn Jahren gibt.

Aber der Dank kann auch in die andere Richtung gehen: Schön, dass es Euch gibt, ihr lieben Patienten, dass ihr uns schon zehn Jahre Euer Vertrauen schenkt.

Und was würde Gott sagen? Vielleicht: Schön, dass Ihr mein Gebot haltet:

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

Und was würden wir sagen? Vielleicht:

Schön, dass es dich gibt, Gott.

Und genau deshalb feiern wir heute eine Andacht, um genau das nicht zu vergessen, dass Gott der Ursprung unserer Arbeit ist, dass Gott der Auftraggeber unserer Arbeit ist.

Ja, viele mögen vielleicht glauben, dass unsere Patientinnen und Patienten unsere Auftraggeber sind. Das ist auf den ersten Blick auch der Fall. Aber, bei uns, bei der LAFIM-Diakonie ist das anders. Bei uns ist Gott der Auftraggeber und er schickt uns zu unseren Patienten, zu Ihnen.

Wenn unsere Pflegekräfte bei Ihnen an der Tür klingeln oder die Tür aufschließen und zu Ihnen in die Wohnung kommen, könnten sie im Prinzip sagen: Hallo, wir kommen im Namen des Herrn!

Das erinnert zwar ein wenig an den wunderbaren Film „Die Bluesbrothers“, aber es trifft genau auf uns zu.

Das, was wir tun, tun wir, weil wir unseren Auftrag von Gott haben. Im Evangelium des Lukas (10, 8-9) schickt Jesus die sogenannten Zweiundsiebzig in die Welt und sagt zu ihnen:

Und wenn ihr in eine Stadt kommt und sie euch aufnehmen, dann esst, was euch vorgesetzt wird, und heilt die Kranken, die dort sind, und sagt ihnen: Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen.

Wir, die wir in der Diakonie arbeiten, sind die Nachfahren dieser von Jesus gesandten Zweiundsiebzig. Und wir sind auch nach Angermünde gekommen und können sagen: Schön, dass Ihr uns aufgenommen habt.

Sie sehen, wir kommen wirklich im Auftrag des Herrn.

Es gibt aber auch noch etwas anderes: Mit unserer Arbeit danken wir Gott.

Jesus wurde einmal gefragt:

Meister, welches ist das höchste Gebot im Gesetz? Jesus aber sprach zu ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt« (5. Mose 6,5). Dies ist das höchste und erste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.
Matthäus 22, 36-40

Das Gebot macht deutlich, dass keiner von uns für sich leben kann, sondern, dass wir einander brauchen. Und gleichzeitig wird deutlich, wo die Liebe ihren Ursprung hat, nämlich in der Liebe zu Gott. Wenn ich Gott von ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzem Gemüt liebe, dann kann ich nicht anders, als mich selbst auch zu lieben und das heißt, mich selbst als von Gott geliebt anzunehmen, und dann wiederum kann ich nicht anders, als diese Liebe auch an meinen Nächsten weiterzugeben und sie ihm zu Teil werden zu lassen. Meine Liebe am Nächsten ist dann auch der Dank an Gott, dafür, dass er mich liebt.

Diese Liebe verändert Menschen. Diese Liebe verändert Beziehungen zwischen Menschen und diese Liebe verändert deshalb die Welt und wendet sie zum Guten.

Diese Liebe ist die größte Herausforderung, vor die uns Gott stellt.

Und so ein „Schön, dass es Euch gibt“, heißt dann doch, dass solche Liebe auch gelingen kann.

Und nebenbei gesagt, bei Jesus Sirach steht:

Wer die Gebote hält, bringt ein Dankopfer.
Sirach 35,2

Und damit wird ein Lächeln, ein gutes Wort, das wir einander schenken, zum Dank an Gott, der uns als aufeinander und aneinander gewiesen geschaffen hat. Schön, dass es Dich, Gott, gibt. Schön, dass es Euch gibt. Schön, dass es uns miteinander gibt.

Amen.

Andacht zum 10. Geburtstag der Uckermärkischen Diakonie Sozialstation in Angermünde am 30. November 2018