Pfr. Martin Dubberke
Impuls zu Losung und Lehrtext am Sonnabend - Stichwort Kerker | Bild: Martin Dubberke

Freiheit heißt Verantwortung

Führe mich aus dem Kerker, dass ich preise deinen Namen.
Psalm 142,8

Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei.
Johannes 8,36

Heute sind Losung und Lehrtext echt knackig und haben es ganz schön in sich. „Führe mich aus dem Kerker…“ – Das verleitet mich doch zu der Frage, in welchem Kerker ich denn sitzen könnte? Welcher Kerker mich gefangen hält, und zwar so gefangen hält, dass ich es nicht mehr aushalte, dass ich geradezu nach Freiheit schreie.

Der ganze Psalm ist ein Hilfeschrei in großer Bedrängnis. Der Psalmbeter findet in seiner Not keine Hilfe. Niemand sieht ihn an. Niemand nimmt sich seiner an. Das erinnert mich sehr an die Anonymität der Stadt, aus der ich komme. Wenn ich durch die Straßen Berlins gehe, sehe ich viel Elend, es ist viel offensichtlicher als hier in dem Ort, in dem ich lebe. Der Psalmbeter spricht von Verfolgung. Er wird verfolgt und kommt aus seiner Not nicht heraus, so dass er sie wie einen Kerker empfindet. In welche Richtung er sich auch dreht und wendet. Er findet keinen Ausweg. Der einzige Ausweg, die einzige Rettung ist ihm in diesem Moment Gott.

Es gibt viele Kerker, in denen wir gefangen sein können. Unsere Ängste, die Verhältnisse, in denen ein Mensch lebt, weil er sich nicht in ihnen entfalten kann. Auch soziale Verhältnisse können ein Kerker sein, weil es so schwierig ist, aus ihnen auszubrechen.

Ich glaube, dass uns die Losung heute dazu einlädt, darüber nachzudenken, was der eigene ganz persönliche Kerker in unserem Leben ist, wo wir immer wieder gegen Wände laufen und keinen Ausweg finden. Doch es kann gelingen, den Weg aus einem solchen Kerker zu finden. Und das Gefühl des Befreit seins ist dann gigantisch. Die Glückshormone tanzen dann Samba in der Seele.

Aber eigentlich sind wir ja frei, weil uns Jesus befreit hat. Doch leider haben wir das allem Anschein vergessen, so dass wir immer wieder neue Kerker bauen, weil der enge Blick so übersichtlich ist. Manchmal denke ich, dass der übelste Kerker die Angst vor der Freiheit ist, die Angst, Freiheit wirklich zu leben, weil Freiheit Verantwortung heißt.

Pfr. Martin Dubberke, Gedanken zu Losung & Lehrtext vom 11. Februar 2023

Pfr. Martin Dubberke
Pfr. Martin Dubberke

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