Pfr. Martin Dubberke

Der Segen für die Herausforderungen des Lebens

Sagt Ihnen der Songtitel „Paperback Writer“ – Taschenbuchautor – etwas? – Der war am 2. August 1966 die Nr. 1 der deutschen Single Charts. – Ein Beatles-Song.

Dear Sir or Madam, will you read my book?
It took me years to write, will you take a look?

Sehr geehrte Damen oder Herren,
wollen Sie mein Buch lesen?
es zu schreiben hat mich Jahre gekostet,
wollen Sie einen Blick wagen?

Irgendwie passt das heute, oder? Schließlich sind in Ihr Lebensbuch mittlerweile Geschichten aus fünfzig Jahren hineingeschrieben worden.

Aber schauen wir ruhig weiter, was heute vor fünfzig Jahren war:

Es waren 22 °C und es gab ein wenig Niederschlag. Die Bild-Zeitung titelte an jenem Tag „Der Ball war nicht drin“ – Ja, Deutschland hatte gerade gegen England im Finale der Fußball-WM verloren und die Bild wollte nun nachweisen, dass dieses Tor nicht zählen konnte.

Das „Neue Deutschland“ hingegen schrieb „Vor Ertrinken gerettet“ – der 1. Stellvertreter des Staatssekretärs für das Hoch- und Fachschulwesen – Günther Bernhardt – hatte in der Ostsee einen neunjährigen Jungen „vor dem Tode des Ertrinkens“ gerettet.

So unterschiedlich war die Interessen- und Nachrichtenlage an jenem Tag, an dem für Ihre Familie die Schlagzeile ganz anders lautete: „Sie ist da!“

Tja, da waren Sie nun in der Welt. Vom Sternbild ein Löwe. In Ihrem Geburtshoroskop steht:

Löwen sind meist liebevoll, fröhlich, optimistisch, zuverlässig und können förmlich Sonne in das Leben der anderen Menschen bringen. QUELLE

Ich glaube ja nicht an Horoskope, aber in diesem Fall scheint es zu stimmen.

Für Sie, liebe Frau Kollegin, bin ich nicht nur in die Archive der Zeitungen und Wetterberichte gestiegen, sondern auch in das Herrnhuter-Archiv, weil ich wissen wollte, wie Losung und Lehrtext am Tag ihrer Geburt vor nunmehr – ooops – einem halben Jahrhundert lauteten:

Losung:

Ich will die Müden erquicken und die Verschmachtenden sättigen. Jeremia 31,25 

Lehrtext:

Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten. Johannes 6,35 

Liebe Frau Kollegin, mein Griechischlehrer an der Uni sagte immer: „Die Losungen erinnern mich ein wenig an die Horoskope in den Zeitungen.“

Naja, in diesem Fall finde ich, fügt sich das alles wunderbar bei Ihnen zusammen. Ich kenne Sie ja nun seit fast sieben Jahren und habe von Ihnen den Eindruck, dass Sie authentisch sind und sehr in sich ruhen. Das allein scheint mir aber nicht nur an den Sternen zu liegen, die bei Ihrer Geburt laut Horoskop günstig standen. Es sieht auch so aus, als würden Losung und Lehrtext Ihres Geburtstages so auf Sie einwirken.

Ein wenig erinnert mich das an Dornröschen, wo die zwölf Feen mit guten Wünschen an die Wiege herantreten. Eigentlich nichts anderes als ein Segen-Reigen. Während die dreizehnte Fee – also die nicht eingeladene  – ja für die Herausforderungen des Lebens steht, die oft lebensbedrohliche Realität, die Gefahren des Lebens, die man meistern muss. Hier ist das Märchen ganz fantastisch komponiert. Die dreizehnte Fee spricht Ihren negativen Segen vor der zwölften Fee, so dass der Wunsch der letzten Fee deutlich macht, dass man die Herausforderungen des Lebens nur mit Hilfe des Segens bestehen kann.

Die Herrnhuter haben Ihnen am Tag ihrer Geburt einen Jeremia-Vers in die Wiege gelegt:

„Ich will die Müden erquicken und die Verschmachtenden sättigen.“

Das ist ein wunderbares Versprechen unseres Gottes, weil es uns Sicherheit gibt. Wir wissen, dass wir bei Gott neue Kraft, neuen Lebensmut finden. Das allein zu wissen und vielleicht auch schon in seinem Leben erfahren zu haben, lässt einen Menschen mehr in sich ruhen, weil er weiß, dass es ein Quelle gibt, aus der heraus man schöpfen und leben kann.

Der Lehrtext aus dem Johannes-Evangelium sagt da fast nichts anderes:

Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.

Aber er gibt zwei sehr deutliche Hinweise auf die Voraussetzungen, die zu beachten sind. „Wer zu mir kommt“ und „wer an mich glaubt.“ Mit anderen Worten: Die Zusage bei Jeremia funktioniert nur dann, wenn ich zu Gott komme. Ich muss mich also auf den Weg machen und kann nicht einfach in einer Ecke stehen und still leiden und darauf warten, dass Gott mal vorbeischaut und fragt: „Man, was hast Du denn?“ – sondern ich muss aktiv werden. Und zu Gott zu kommen, heißt wiederum, mit Gott zu sprechen. Mit Gott zu sprechen, heißt zu beten. Beten zu Gott funktioniert aber eigentlich nur, wenn ich auch an ihn glaube. Und nur, wenn ich an ihn glaube, werde ich nimmermehr dürsten.

Und damit bekommt meine berühmte Einladung zu einer Tasse Kaffee mit Gott noch eine weitere Dimension: Die Tasse Kaffee steht nicht nur für das Gespräch mit Gott, sondern Kaffee ist auch ein Getränk, und das wiederum erinnert mich daran, dass ich, wenn ich zu Gott komme und an ihn glaube, nimmermehr dürsten werde.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen zu Ihrem Geburtstag Gottes reichen Segen.

Amen.

Geburtstagsandacht am 2. August 2016