Matthäus 25, 31-46 – Es ist das Bibelwort, mit dem ich meine größten Schwierigkeiten habe, auch wenn Jesus hier vollkommen Recht hat. Es ist der Gradmesser unseres Christseins.
Wenn ich in jedem anderen Menschen – auch dem Bettler auf der Straße oder dem Motz-Verkäufer in der S-Bahn – Jesus sehe, dann ändert sich etwas in der Welt und es kann dann gar nicht anders sein, als dass sich etwas ändert, weil ich mich ändere. Denn wer bin ich, dass ich mich über andere erhebend meine Hilfe an Bedingungen knüpfe, die ihre Ursache in Voreingenommenheit und Vorurteilen haben. Ich glaube zu wissen, dass der andere durch meine Bedingungen gerettet werden könnte, doch ist es dann nicht vielleicht die Sklerokarditis, die mich hindert?
Der andere ist ein Aussätziger, ein Randständiger, der mir unangenehm ist, der stinkt und dreckig ist, der zum Unberührten geworden ist. Und genau an dieser Stelle macht Jesus deutlich, dass auch er in diesem Unberührten steckt, er, der gekreuzigt und den Tod eines Menschen gestorben ist, der auch am Rand der Gesellschaft gestanden hat. Jesus ist nämlich nicht nur für mich, sondern auch für den Menschen gestorben, der im Alter mit verschlissenem Anzug und grauenvollen Geruch von Urin und anderem mehr in der S-Bahn sitzt, weil er sonst keinen Ort mehr hat, an dem er einigermaßen warm sitzen und schlafen kann. Auch er ist von Gott als sein Ebenbild geschaffen wie auch ich es bin, so dass es vor Gott keinen Unterschied zwischen uns beiden gibt. Und genau das zu erkennen und sich nicht über ihn zu erheben ist die Herausforderung unseres Glaubens.