Pfr. Martin Dubberke

Vom Glauben-Wollen oder Die B-Plan-Strategie Gottes

Da kommt man aus dem Wochenende, ist entspannt und froher Dinge und schlägt dann die Losung für den nächsten Tag auf, um sich auf die Andacht vorzubereiten, und dann das:

Siehe, ich habe dich geprüft im Glutofen des Elends. (Jesaja 48,10)

Hätte es nicht etwas einfacheres sein können, als das angespannte Verhältnis zwischen Gott und seinem Volk Israel? Nur damit Sie eine Ahnung haben, was da so abgegangen ist, zitiere ich einmal die beiden Verse vor dem Losungstext:

8 Du hörtest es nicht und wusstest es auch nicht, und dein Ohr war damals nicht geöffnet. Ich aber wusste sehr wohl, dass du treulos bist und man dich nennt »Abtrünnig von Mutterleib an«.
9 Um meines Namens willen halte ich lange meinen Zorn zurück, und um meines Ruhmes willen bezähme ich mich dir zugut, damit du nicht ausgerottet wirst.

Da kommt man sich schon wie das kleine unartige Kind vor, dem der strenge Vater eine Gardinenpredigt hält. So nach dem Motto: Ich habe schon immer gewusst, dass Du nichts taugst. Alles immer nur leere Versprechungen, wenn Du sagst: Ja, ich will mich ändern.

Und dann hält sich der alte Herr aber selbst zurück, weil er ja einen Ruf zu verlieren hat. Eigentlich ist er ja der gute Vater, mit Nerven, auf denen man ganz gut rumtrampeln kann, bis er die Geduld verliert. Und wenn er sich nicht so gut unter Kontrolle hätte, ja, dann hätte er schon längst Tabula rasa gemacht. Das würde für ihn allerdings keine besonders gute Presse geben. Sein Ansehen leidet ja schon unter seinem Volk, das nicht macht, was er von ihm erwartet.

Jeder andere Gott hätte einem solchen Volk schon längst mit Donner und Blitz den Gar ausgemacht. Aber Gott ist da anders. Der sagt sich immer wieder, da muss es doch noch eine andere Möglichkeit geben, gewissermaßen einen Plan B.

Die Bibel ist voll von B-Plänen. Alle Propheten des Alten Testaments sind Vertreter der B-Plan-Strategie Gottes. Und im Prinzip sind wir Christen auch das Ergebnis eines Plan B…

Bei Jesaja scheint es nun zu glücken. Nachdem Gott sein Volk auf Herz und Nieren geprüft hat, also im Glutofen des Elends, und sie diese Prüfungen wohl ganz anständig bestanden haben, will er es noch einmal mit ihnen versuchen. Und so lässt er durch Jesaja Gnade vor Recht verkünden, und fordert auf, das Exil zu verlassen, so wie es einst Mose getan hat.

Die Frage ist nur, ob das auch alles wirklich so richtig gut funktioniert? Und damit bin ich beim Lehrtext:

Ein Aussätziger kam heran und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen. Und Jesus streckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will´s tun; sei rein! Und sogleich wurde er von seinem Aussatz rein. Matthäus 8,2-3

Hier haben wir eine gänzlich andere Situation: Der Aussätzige kommt zu Jesus, weil er in ihm seine letzte Hoffnung sieht. Und er glaubt ganz fest daran – anders als die Israeliten es noch bei Jesaja taten – , dass Gott ihm in Gestalt von Jesus helfen könnte.

Und Jesus heilte ihn. Heilung, das scheint der kurze Vers aus dem Matthäus-Evangelium sagen zu wollen, wird möglich, wenn Glaube und Wollen, also Glauben wollen, zusammenkommen.

Dazu lädt uns Gott jeden Morgen neu ein.