Liebe Geschwister, welche Sätze aus den Lesungen von heute sind bei Euch hängengeblieben? – Bei mir waren es folgende:
Lobe den HERRN, meine Seele.
Psalm 103,1
Wo ist solch ein Gott, wie du bist?
Micha 7,18
Er war verloren und ist wiederfunden.
Lukas 15,32
Ich danke unserm Herrn Christus Jesus.
Timotheus 1,12
Diese vier Sätze, sind die Sätze, die bei mir beim ersten Lesen in der Vorbereitung auf heute einfach etwas ausgelöst haben.
Da lobt der Psalmbeter den HERRN mit seiner Seele, weil seine Seele durch das Handeln Gottes an ihm Erleichterung erfahren hat. Er lobt ihn, weil Gott alle Sünde vergibt, alles Gebrechen heilt und das Leben vom Verderben erlöst, den Mund wieder fröhlich macht, Gerechtigkeit und Recht schafft.
Der Psalmbeter sagt also deutlich, was unser Leben belastet, uns die Leichtigkeit nimmt, wie ein Adler über den allem zu fliegen.
Und dann kommt ein entscheidender Satz:
Denn so hoch der Himmel über der Erde ist,
lässt er seine Gnade walten über denen,
die ihn fürchten.
Psalm 103,11
Und genau an dieser Stelle kommt etwas ins Spiel, das uns heute begleiten wird: Die Gnade und die Furcht Gottes. Die Gnade und die Furcht Gottes stehen in einem engen Zusammenhang. Diese Kombi wird uns heute öfter begegnen.
Wo ist solch ein Gott, wie du bist?
Micha 7,18
Und wieder begegnet uns die Größe Gottes in Verbindung mit der Vergebung der Sünde und seiner Gnade. Und Micha erinnert an die lange Verbindung zwischen Gott und Mensch durch Jakob und Abraham, die sich in ihrem Leben treu auf Gott eingelassen haben.
Er war verloren und ist wiederfunden.
Lukas 15,32
In diesem Satz aus der Geschichte vom verlorenen Sohn kommt diese ganze Liebe Gottes zu den Menschen zum Ausdruck. Da ist jemand verloren gegangen und hat den Weg zum Vater wiedergefunden. Diese Geschichte vom verlorenen Sohn hat eine solche Aktualität. Da geht der Sohn von seinem Vater, nicht etwa, weil die Beziehung zwischen den beiden gestört ist, sondern weil der Sohn glaubt, auch ohne den Vater ein gelingendes Leben führen zu können. Wir alle wissen, wie dieses Leben ausgesehen hat. Am Ende aß er mit den Schweinen aus dem Trog. Und dann entschied er sich wieder zu seinem Vater zurückzukehren, weil er erkannt hatte, dass es ihm dort besser gehen würde.
Er entschied sich, wieder ein Leben an der Seite Gottes zu führen, ein Leben, in dem Gott eine zentrale Rolle führt, weil ihm bewusst geworden ist, dass ein Leben ohne Gott, ziemlich übel ist.
Und Gott hat sich über diese Einsicht so sehr gefreut, dass er ihm ein Fest ausgerichtet hat.
Und damit bin ich jetzt beim letzten meiner vier hängengebliebenen Sätze angekommen, den Satz, mit dem unser Predigttext heute beginnt:
Ich danke unserm Herrn Christus Jesus.
Timotheus 1,12
Paulus, dankt Jesus Christus, weil er ihn auf die richtige Spur gesetzt. Ja, wir vergessen immer wieder, dass Paulus zuerst ein Christenfresser und Christenhasser gewesen ist. Er hat die Christen geradezu begeistert und mit Leidenschaft verfolgt, bis ihm Jesus selbst begegnet ist und eine 180-Grad-Wende bei ihm bewirkt hat.
Paulus, der in aller Einsicht über sich selbst seinem Schüler Timotheus schreibt, dass er früher aus lauter Unwissenheit und Unglauben ein Lästerer, Verfolger und Frevler gewesen ist. Und genau an dieser Stelle schreibt er einen sehr spannenden Satz:
Denn ich habe es unwissend getan, im Unglauben.
1. Timotheus 1,13
Erst die persönliche Begegnung mit Jesus Christus hat ihn wissend und gläubig gemacht und damit erkennen lassen, welche Sünde er auf sich geladen hatte, eine Sünde, die die härtesten Sanktionen zur Folge hätte haben müssen. Aber, und genau das wird an diesen Zeilen des Paulus deutlich, die Einsicht und die damit verbundene Neuausrichtung des eigenen Lebens durch die Erkenntnis Jesu Christi ist von zentraler Bedeutung.
Sie verändert das ganze Leben. Das ist gewissermaßen der Heimkehrmoment wie beim verlorenen Sohn. Die Freude darüber ist bei Gott so groß, dass er Gnade vor Recht ergehen lässt und einfach nur barmherzig ist.
Und in diesem Zusammenhang schreibt Paulus dem Timotheus noch einen weiteren spannenden Satz:
„Das ist gewisslich wahr und ein teuer wertes Wort: Christus Jesus ist in die Welt gekommen, die Sünder selig zu machen, unter denen ich der erste bin.“
Timotheus 1,15
Das bedeutet nichts anderes, als dass Jesus Christus uns allen die Tür zu einem neuen Leben aufgeschlossen hat und wir nur noch durch diese Tür gehen müssen. Die Begegnung mit Jesus, dem wir ja heute in erster Linie durch seine aufgeschrieben Taten, Wunder, Worte, Reden begegnen, soll uns die Augen dafür öffnen, wie das Leben in dieser Welt anders gehen könnte, wie wir unser eigenes Leben in der Begegnung mit anderen und untereinander anders führen könnten. Sünde und Gnade sind Beziehungsfragen. Wie schaut meine eigene Beziehung zu Gott aus?
So und damit komme ich an einen entscheidenden Punkt:
Was können wir heute am 6. Juli 2025 daraus lernen und für uns als Inspiration, als Aufgabe mitnehmen?
Zuerst: Egal, was in deiner Vergangenheit war – Gottes Gnade reicht weiter. Das kann Dich, Euch ermutigen, ehrlich mit den eigenen Schwächen umzugehen und anderen mit derselben Barmherzigkeit zu begegnen.
Und dann, was mutig und extrem wichtig ist: Paulus erzählt ja offen von seinem Versagen und wie Gott ihn verändert hat. Auch Ihr könnt ehrlich von Eurem Weg mit Gott erzählen – das macht Hoffnung und zeigt, dass Veränderung möglich ist.
Dann kommt hinzu, dass Gott jedem von uns Aufgaben anvertraut:
Gott hat das Potenzial von Paulus erkannt und durch die Begegnung mit Jesus Christus in die richtige Bahn gelenkt, indem er ihm eine Aufgabe gegeben hat. Er hat ihn in das Amt eingesetzt, das er ausgefüllt hat und ihn erfüllt hat. So sieht Gott sieht das Potenzial in jedem einzelnen von Euch, auch wenn Ihr Euch manchmal schwach fühlt. Er will Euch gebrauchen – vielleicht genau da, wo Ihr heute seid: in Eurer Familie, im Beruf, in Eurer Gemeinde.
Und schließlich geht es auch um Dankbarkeit und Anbetung. Das haben wir heute in allen Lesungen erfahren können. Der Dank spielt eine zentrale Rolle, denn Gott für seine Gnade zu danken, verändert die eigene Perspektive.
Und damit komme ich am Ende noch einmal auf den Dreischritt dieses Sonntags zu sprechen, der im Wochenspruch anklingt:
Der Menschensohn ist gekommen
zu suchen und selig zu machen,
was verloren ist.
Lukas 19,10
Suchen
Finden
Selig machen.
Gott sucht uns. Er findet uns und macht uns selig. Wir müssen uns also keine Sorgen machen, verloren zu gehen. Und so, wie wir hier heute sitzen, hat uns Jesus Christus gefunden. Jetzt sind wir – wie auch schon Paulus – an der Reihe, unseren Teil zu tun.
Und damit lasse ich noch einmal Paulus selbst zu Wort kommen:
Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, sei Ehre und Preis in Ewigkeit!
Amen.
1. Timotheus 1,17
Pfr. Martin Dubberke
Predigt am 3. Sonntag nach Trinitatis in der Johanneskirche zu Partenkirchen am 6. Juli 2025, Perikopenreihe I, 1. Timotheus 1,12-17
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