Pfr. Martin Dubberke

Es geht auch ohne Polemik

Basislogo_Papstbesuch_rgb_print

Berlin, 17.09.2011 | Im Magazin der aktuellen Ausgabe der Berliner Zeitung kann man heute ein brillantes Interview mit Kardinal Lehmann lesen. Hier kann man erleben, was weise und besonnen bedeutet. Schwierige theologische Fragen, wie z.B. Scheidung, Homosexualität und Ökumene stellt er in den richtigen Zusammenhang und macht erfahrbar, warum es so schwierig ist, hier einfache Antworten zu finden. Gleichzeitig rückt er all diese Fragen dem Ungeduldigen in die richtige Zeitachse.

Beeindruckend auch sein Demokratieverständnis. Das ist eine echte Lehrstunde für deutsche Abgeordnete. Er hält den Papstgegnern den Spiegel vor und entlarvt damit ihr Verständnis von Demokratie, das am Ende doch eine spannende Diskrepanz zu dem aufweist, was Demokratie in letzter Konsequenz bedeutet. Schade, dass der von mir so geschätzte Arno Widmann in seinem Leitartikel in der Berliner Zeitung sich ausgerechnet daran nicht orientiert, sondern das Fernbleiben der Abgeordneten bei der Papstrede im Deutschen Bundestag als einen Triumph der Demokratie propagiert.

Am meisten beeindruckt mich an dem Interview, wie man trotz Dissens bei der einen oder anderen Frage besonnen und in Achtung einander begegnet. Daran wird mal wieder deutlich – das muss ich als protestantischer Theologe neidvoll zugeben – was der Evangelischen Kirche fehlt: Größe.