Was ist reich? Ab wann ist man reich? Und vor allem woran ist man reich?
Du möchtest wissen, warum ich gerade jetzt diese Fragen stelle? Wie ich jetzt in der Lätare-Zeit ausgerechnet auf dieses Thema komme?
Daran ist der Lehrtext dieses Tages schuld:
Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote. Matthäus 19, 17
Das las sich wie eine logische Fortsetzung meiner gestrigen Notiz. Doch dann habe ich mir mal den Vers in seinen Zusammenhang angeschaut und musste ein wenig schmunzeln. Es ist die Geschichte vom reichen Jüngling, der Jesus fragt, was er tun muss, um das ewige Leben zu haben.
Jesus geht mit ihm die zehn Gebote durch und jedes Mal sagt der junge Mann: „Na, das mache ich doch schon.“
Und schließlich fragt er, was noch fehlen würde, um das ewige Leben zu erlangen.
Darauf antwortet ihm Jesus: „Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!“
Auf diese Antwort hin, senkte der junge Mann betrübt seinen Kopf und ging wieder weg. Er war nämlich sehr reich, mehr als nur sehr reich.
Und dann folgt der berühmte Satz Jesu:
„Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.“
Also, ab wann ist man so reich, dass es einen daran hindert, Jesus zu folgen?
Für den armen Mann, der in der Bleibtreustraße unter des S-Bahn-Brücke schläft, sind wahrscheinlich 100 Euro so viel, dass er sich reich fühlen würde.
Auf der anderen Seite gibt es Politiker, die glauben, dass die Reichen noch zu wenig zahlen. Doch wenn es um die Frage geht, wann man nun reich ist, braucht es gar keine Millionen, um für die eine oder andere Partei reich zu sein.
Also, bleibt die Frage, ab wann bin ich so reich, dass es mich daran hindert Jesus zu folgen?
Und Jesus ist da schon sehr konsequent, um nicht zu sagen brutal. Er zeigt auf, wie weitreichend die Konsequenzen sind, wenn man sich ganz auf Gott einlassen möchte und Jesus nachfolgen will. Es gibt nicht die Möglichkeit des ein wenig mehr oder ein bisschen weniger, sondern nur ein ganz und gar.
Und genau das bedeutet, sich von den Dingen zu lösen, die einen davon abhalten, die einen binden. Das kann – wen wird es jetzt überraschen – Geld sein. Aber Geld ist nur ein drastisches Bild für das, was uns hindern kann.
In der Passionszeit sind wir besonders offen für das, was uns bindet, wenn wir sieben Wochen auf etwas verzichten, was uns sonst wichtig ist. Es macht uns sensibler für das, was zwischen uns und Gott eine Distanz schaffen kann.
Der Lehrtext aus dem Matthäus-Evangelium gibt uns hier eine Faustregel an die Hand:
Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote.
Die Geschichte vom reichen Jüngling macht deutlich, dass das Halten der Gebote nichts bringt, wenn ich damit einen Zweck verfolge. Das Halten der Gebote muss mit der Konsequenz des Herzens, der Liebe einhergehen:
…und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.
1. Korinther 13, 1
Passionsnotiz Nr. 30 vom 30. März 2017