Pfr. Martin Dubberke

Das Leben ist zu schön, um zornig zu sein

Gedanken zu Losung und Lehrtext
vom 20. Juni 2012


Sie sind zornig? Irgendjemand, irgendetwas hat ihren Zorn geweckt? Sie kochen. Und wie sie kochen. Sie kochen so richtig. Am liebsten würden sie, wenn sie nur könnten, den anderen kurz und klein machen, nur damit sie diesen elenden Zorn loswerden, der sie nervt und deshalb nur noch zorniger macht. Sie wollen gar nicht zornig sein. Sie wollen ihre Ruhe haben. Ja, sie wollen ganz einfach nur ihre Ruhe haben. Und Zorn ist das wenigste, was Sie jetzt gerade gebrauchen können.

Aber nein, er brodelt gerade in ihnen. Und zwar so richtig. Sie können sich gar nicht mehr auf das konzentrieren, was sie jetzt gerade in diesem Moment machen wollten oder mussten. Und der Zorn lässt sie nicht los. Er bindet all ihre Gedanken. Sie verbeißen sich und das macht sie nur umso zorniger, weil es sie ärgert, dass er sie nun so beschäftigt. Sie können gar nichts anderes machen. Selbst wenn sie sich die beste Komödie anschauen, werden sie nicht wirklich darüber lachen können, auch wenn sie sonst bei dem Film vor Lachen unter dem Tisch liegen. Zorn bindet ihre ganze Energie.

Sie kommen nicht zur Ruhe und sie wollen jetzt auch keinen Frieden, denn Sie wollen dem anderen am liebsten nur noch einen drauf geben und je länger ihr Zorn dauert umso mehr.

So ein alter Zornknochen, kann einem das Leben schon ganz schön schwer machen. Und wenn er dann endlich vorbei ist, was bleibt dann? Ein schaler Geschmack. Und das war’s.

Am Ende fragen wir uns dann: Hat sich das jetzt gelohnt?

Und manchmal bleibt dieser Zorn hängen und haften und trennt Menschen, für lange Zeit oder für immer, weil der Zornige auf den anderen nicht gut zu sprechen ist und schon allein der Gedanke an ihn, den Zorn in sich aufsteigen lässt, weil der andere ein rotes Tuch für ihn ist.

Und es gibt Menschen, die kultivieren diesen Zorn, weil sie nicht vergeben können, nicht vergeben wollen, nicht loslassen können, sich nicht trauen.

Und manchmal stirbt dann der eine, bevor man sich ausgesprochen hat und dann merkt man, dass es zu spät ist.

Im Psalm 30, 6 – der Losung für heute – beschreibt David den Zorn Gottes wie folgt:
«Sein Zorn währet einen Augenblick und lebenslang seine Gnade. Den Abend lang währet das Weinen, aber des Morgens ist Freude.»
An diesem Vers wird wunderbar deutlich, wie Gott uns den Umgang mit Zorn vorlebt. Er währet einen Augenblick. Damit wird deutlich, dass Zorn ein Bestandteil des Lebens ist. Eine Emotion, ein Gefühl, das zum Leben dazugehört. Aber es sollte einen nicht zu lange beschäftigen. Und dem Zorn folgt die Gnade. Wenn Gott einmal zornig gewesen ist, so folgt lebenslang seine Gnade. So kann der Zorn auch etwas sein, das eine vollkommen neue Perspektive eröffnet. Es wird aber deutlich, dass dem Zorn noch eine anderes Gefühl folgt, dass der Trauer. Gott weint nach seinem Zorn. Doch auch die Traurigkeit hat nur eine kurze Dauer. Sie währt nur einen Abend und am Morgen kehrt die Freude ein.

Zorn soll nichts von Dauer sein. Und es wird deutlich, dass er Teil des Kreislaufs von Freude, Trauer und Gnade ist.

Und der Lehrtext in 1.Thessalonicher 5,9 sagt, wozu uns Gott bestimmt hat: «Gott hat uns nicht dazu bestimmt, dass wir dem Zorn verfallen, sondern dass wir die Rettung erlangen durch unseren Herrn Jesus Christus.»

Amen.