Pfr. Martin Dubberke
Verantwortung. Schutz. Segen. | Bild: Martin Dubberke & KI

Verantwortung. Schutz. Segen.

Ich bin so froh, dass ich Pfarrer bin und einfach „Liebe Geschwister“ sagen darf. Da kann ich nicht einen einzigen wichtigen Menschen vergessen und zugleich macht „Liebe Geschwister“ deutlich, dass wir alle gewissermaßen in einem Boot sitzen. Wir alle haben etwas von diesem Hochwasserschutz und viele haben daran mitgewirkt, damit wir heute diesen besonderen Tag feiern können. Also:

Liebe Geschwister!

Ich habe mir eine ganze Weile den Kopf darüber zerbrochen, welche Bibelstelle ich meiner kurzen Ansprache zugrunde legen soll. Ich habe keine Stelle gefunden, in der es explizit um Hochwasserschutz geht. Und so habe ich mich für eine Bibelstelle entschieden, die auf den ersten Blick vielleicht überraschen wird. Ihr findet sie im 1. Buch Mose, Kapitel 1, Vers 28:

Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan…

Mal ganz abgesehen davon, dass wir an dieser Stelle die Urform des Generationenvertrags haben und damit eines demographischen Auftrags, wird hier in erster Linie der Mensch gesegnet. Und der Mensch braucht diesen Segen, denn vor ihm liegt die wohl größte, herausforderndste und verantwortungsvollste Aufgabe, die wir von Gott erhalten haben, nämlich sich diese Welt untertan zu machen.

Bedauerlicherweise verstehen das viele Menschen und insbesondere auch manche Potentaten vollkommen falsch. Denn Gott hat damit nicht gemeint, dass wir die Welt unterjochen sollen, sondern verstehen sollen, wie wunderbar sie geschaffen ist und warum es so wichtig ist, sie auch zu verstehen.

Der Mensch ringt mit der Welt und vor allem mit der Natur. Ich habe eine Freundin, die von der Küste kommt. Und immer wenn es herausfordernd wird, sagt sie: „Vita dura est ad oram.“ Das Leben ist hart an der Küste. Auch hier in unserer wunderbaren Landschaft ist das Leben hart und herausfordernd. Wir werden mit der Macht der Natur konfrontiert. Mit anderen Worten: Vita dura est in montibus. – Das Leben ist hart in den Bergen. Das Leben in den Bergen ist herausfordernd.

Sich die Welt untertan zu machen, bedeutet so gesehen, sich dieser Welt und der Kraft der Natur in Demut zu nähern, um sie zu verstehen. Um zu verstehen, wie sie funktioniert und die Kraft der Natur zu bändigen, damit sie uns nicht zur Gefahr wird.

Die Kraft der Natur wird an der Größe der Anlage deutlich: 38 ausbetonierte Stahlrohrpiloten, jeweils 2,5 Meter hoch, fangen über eine Länge von 70 Metern Wildholz auf, bevor es Brücken, Wehre und die Klamm selbst gefährdet.

Dieser Rechen am Ferchenbach ist damit ein zentraler Baustein für den Hochwasserschutz und ein Beispiel für erfolgreiche, vorausschauende Prävention in Zeiten klimabedingter Risiken.

Und dieses Bauwerk ist auch weit mehr als eine technische Schutzmaßnahme – es ist ein lebendiges Zeichen gemeinschaftlicher Verantwortung für Mensch und Natur. Hier haben viele ihre Fähigkeiten, ihre Gaben, ihre Gottesgaben und Ideen zusammengebracht, so dass ein Ort des Vertrauens und der Fürsorge entstanden ist. Indem wir diese Anlage segnen, bringen wir zum Ausdruck: Schutz und Sicherheit sind nicht allein das Werk menschlicher Planung, sondern wurzeln im Geist des Dankes, der Fürbitte und des Segens. Auf diese Weise wird unser Handeln nicht nur technisch, sondern auch geistlich und ethisch verankert – zum Wohle aller, die hier leben, und als Ausdruck unserer tiefen Verbundenheit mit der Schöpfung Gottes.

Es ist also gut, dass der Mensch gesegnet ist und wir hier so viele Menschen unter uns haben, die gesegnet sind, solche Anlagen zu schaffen. Und so werden alle, die an der Realisierung dieser Anlage mitgewirkt, mitgearbeitet haben, zum Segen für uns, die wir hier leben, weil sie verstanden haben, was es wirklich bedeutet, sich die Welt untertan zu machen, nämlich sie zu verstehen und aus diesem Verstehen die richtigen Maßnahmen zum Schutz, zum Segen von Mensch und Tier und Ort zu ergreifen.

Wenn wir heute diese technische Anlage segnen, dann bringen wir zum Ausdruck, dass unser menschliches Tun und Schaffen auf Gottes Segen angewiesen bleibt. Die Alttestamentliche Weisheit aus Sprüche 16,3 erinnert uns vollkommen zu Recht:

Befiehl dem HERRN deine Werke,
so wird dein Vorhaben gelingen.

Unser Hochwasserschutz am Ferchenbach ist auch Ausdruck dafür, dass wir tun, was in unseren Kräften steht, und wir darauf vertrauen, dass Gott unser Werk mit seinem Frieden und seinem Schutz begleitet.

Amen.

Pfr. Martin Dubberke

Pfarrer Martin Dubberke | Bild: Johannes Dubberke
Pfarrer Martin Dubberke | Bild: Johannes Dubberke

Predigt am Erntedanksonntag in der Friedenskirche zu Burgrain und der Johanneskirche zu Partenkirchen am 5. Oktober 2025, Perikopenreihe I, Jesaja 58,7-12

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