Vor uns liegt ein Monat, der mit dem Erntedank beginnt und dem Reformationstag endet. Es ist ein Monat, in dem die Welt mehr an den Himmel schaut, denn je. Nicht, weil die Menschen den Weihnachtsstern erwarten, sondern, weil am Himmel Drohnen auftauchen oder Kampfflugzeuge, die sich angeblich verirren. Wir leben in Zeiten, die eine Reformation brauchen, eine tiefgehende Reformation, denn die Welt scheint aus der Form geraten.
Wie kann uns hier so ein Monatsspruch aus der Bibel helfen, mit den Herausforderungen der Zeit zurechtzukommen? So viele Seelen haben in den vergangenen Jahren Schaden erlitten und bei vielen Menschen kommt die Seele angesichts der großen Herausforderungen, vor denen wir in dieser Welt, in unserem Land oder auch unserer Gemeinde stehen, kaum noch hinterher.
Also, was kann es für uns ganz praktisch bedeuten, wenn Jesus Christus zu uns spricht:
Das Reich Gottes ist mitten unter euch.
Lukas 17,21
Haben wir nicht immer eine andere Vorstellung von dem Reich Gottes gehabt als das, was wir gerade erleben? Was kann uns dieses Jesus-Wort in diesem Monat mutmachend auf den Weg geben? In welche Situation hinein hat Jesus Christus eigentlich dieses Wort einst gesprochen? Und vor allem zu wem?
Jesus spricht dieses Wort nicht in eine heile Welt hinein, sondern mitten hinein in Streit, Unglauben und Misstrauen. Er spricht es zu den Pharisäern, die wissen wollen, wann endlich das Reich Gottes sichtbar wird – wann die ersehnte Wende kommt, wann die Machtverhältnisse sich umkehren, wann endlich ein „Zeichen am Himmel“ sichtbar sein wird. Und Jesus antwortete ihnen: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es von außen sehen könnte – es ist mitten unter euch, es beginnt im Inneren, in eurer Beziehung zu mir, in eurem Vertrauen, in eurem Glauben.
Damit stellt Jesus alles auf den Kopf. Wir warten auf äußere Veränderungen – politische Lösungen, bessere Strukturen, ein Ende von Gewalt und Krieg. Aber Jesus legt den Blick auf die innere Verwandlung: Das Reich Gottes beginnt da, wo Menschen sich verändern lassen. Wo Herz und Haltung sich formen im Licht seiner Gegenwart. Mitten unter uns, mittendrin in unserer Ohnmacht, beginnt Gottes Kraft zu wirken, uns zu bewegen, zu trösten, zu stärken.
Dieses Wort ist zugleich eine Einladung: Schaut nicht nur auf die Zeichen des Himmels, nicht nur auf die Bedrohungen, die uns so viel Angst machen. Schaut auf das, was Gott bereits jetzt wirkt. In der Güte, die jemand einem anderen erweist. Im ehrlichen Gespräch zwischen Freunden, auch wenn eine Meinungsverschiedenheit im Raum steht. In der Bereitschaft, einem Kollegen einen Fehler zu verzeihen, obwohl man selbst dadurch Mehrarbeit hat. Ebenso zeigt sich das Reich Gottes, wenn Menschen sich füreinander einsetzen, zum Beispiel indem sie Trost spenden, wenn jemand einen Verlust erlitten hat, oder indem sie Zeit schenken, um zuzuhören, obwohl der eigene Kalender eigentlich keinen Spielraum lässt. In diesen kleinen, unscheinbaren Gesten und Begegnungen wird das Reich Gottes erfahrbar – nicht erst in ferner Zukunft, sondern schon hier und heute.
Wenn Jesus auch sagt: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch“, dann steckt darin Mut und Trost zugleich. Mut, weil wir nicht ohnmächtig ausgeliefert sind. Trost, weil Gott schon da ist, mitten im Chaos, mitten in unseren Sorgen. Es geht nicht darum zu warten, bis sich die Weltlage verändert, sondern darum, jetzt schon das Reich Gottes in Spuren zu entdecken.
Vielleicht ist die Frage für uns in diesem Monat darum nicht: Wann wird endlich alles besser? Sondern vielmehr: Wo entdecke ich heute schon Spuren Gottes mitten unter uns? Wo öffnet sich eine Tür, wo entsteht Frieden, wo zeigt sich Liebe stärker als Hass?
Und vielleicht könnte genau darin – in diesem Wahrnehmen, Danken und Weitergeben – der Anfang einer Reformation liegen, die wir so nötig haben?
Ich wünsche Euch von Herzen einen gesegneten Oktober
Euer Pfarrer Martin Dubberke
Gedanken zum Monatswort für September aus Lukas 17,21
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