Pfr. Martin Dubberke
Impuls zu Losung und Lehrtext am Dienstag Bild: Martin Dubberke

Zur Liebe befreit

David sprach zum HERRN: Ich habe schwer gesündigt, dass ich das getan habe. Und nun, HERR, nimm weg die Schuld deines Knechts.
2. Samuel 24,10

Wenn wir unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.
1. Johannes 1,9

Das muss man sich mal vorstellen. Da steht ein König wie David auf, ein wirklich Mächtiger seiner Zeit, und bekennt in aller Öffentlichkeit vor Gott seine Sünden und bittet ihn um Vergebung.

Ich stelle mir gerade vor, was passieren würde, wenn das heute ein Regierender tun würde. Es geht ja heute nicht anders als zu Davids Zeiten auch immer um die Frage der Macht, aber als Regierender zuzugeben, dass man sogar schwer gesündigt hat und nun um Vergebung bittet, scheint mir heute unvorstellbar. Man stelle sich nur die absolut utopische Frage, was passieren würde, wenn Putin von einem Tage zum anderen all seine Truppen aus der Ukraine abziehen würde und ein Sündenbekenntnis ablegen würde. Ich weiß, dass das nicht geschehen wird, aber nur mal vorgestellt, er täte es. Was würde dann geschehen? – Ja, es ist unvorstellbar.

Ich stelle mir gerade vor, wie sich die politische Kultur eines Landes verändern würde, wenn die Regierenden mit einem Male ihre Schuld bekennen würden. Man keine Untersuchungsausschüsse einsetzen müsste und z.B. ein Kanzler mit einem Male keine Erinnerungslücken mehr hätte. Würde er von seinen politischen Gegnern verbal und medial zum Rücktritt getrieben oder würde man es akzeptieren, weil er mit der Fähigkeit zum Schuldeingeständnis seine Glaubwürdigkeit zurückgewinnen würde?

Wer seine Schuld, seine Sünden gesteht, will die damit verbundene Last endlich von den Schultern seiner Seele haben, möchte nicht mehr in der Angst leben, dass jemand entdeckt, was er getan hat und dann gezwungenermaßen sein Leben ändern muss.

Wer seine Sünden vor Gott und den Menschen bekennt, will sein Leben ändern, will Ja zum Leben und vor allem zu Gott sagen. Wer seine Sünden bekennt, hat erkannt, dass er sich verrannt hat.

Und das Großartige ist ja, dass wir vor Gott unsere Sünden bekennen können. Denn wenn jemand weiß, was wir alles ausgefressen haben, dann er. Und vor allem, wenn wir unsere Sünden bekennen, ändert sich unser Leben, dann ändern sich unsere Beziehungen, weil wir Ja zu Gott gesagt haben. Und das Ja zu Gott ist immer die Übernahme von Verantwortung mit allen dazu gehörenden Konsequenzen. Mit dem Ja zu Gott stelle ich mich dem Leben und dem Bemühen, so zu leben, dass Gemeinschaft, dass Frieden in den Beziehungen zwischen Menschen möglich wird. Mit dem Ja zu Gott, will ich den Nächsten lieben so wie mich selbst und das bedeutet, dass ich achtsam lebe mit mir selbst und dem anderen. Und diese Achtsamkeit bedeutet, dass ich auch erkenne, wann ich vielleicht doch unachtsam geworden bin.

Ich weiß, wie schwierig es ist, sich zu entschuldigen, zuzugeben, jemanden verletzt zu haben, nicht im Recht zu sein, zu stolz zu sein, zuzugeben, dass man Mist gebaut hat. Wenn es mir aber gelingt, genau das Gott zu bekennen, und zwar in dem Wissen, dass er treu und gerecht bleibt, dass er mir meine Sünden vergibt und mich von aller Ungerechtigkeit reinigt, dann bin ich den ersten Schritt zu mehr Gerechtigkeit in meinen Beziehungen und in der Welt gegangen.

Mit dem Bekenntnis meiner Sünde erneuere ich meine Beziehung zu Gott und Mensch. Und in der Vergebung meiner Sünden durch Gott erfahre ich die Liebe, die ich selbst nicht geben konnte. Eine Erfahrung, die mich zur Liebe befreit.

Pfr. Martin Dubberke, Gedanken zu Losung & Lehrtext vom 21. Februar 2023

Pfr. Martin Dubberke
Pfr. Martin Dubberke

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