Pfr. Martin Dubberke
Freundschaftsinsel in Potsdam

Wo der Heilige Geist wirkt…

Wir sind Staub! Nicht mehr und nicht weniger: Staub.

Aber was ist Staub?

Als Staub bringen wir andere zum Husten. Als Staub machen wir anderen Arbeit, sind anderen lästig, weil wir uns überall in protestantisch Altgrau breitmachen und wieder weggewischt werden müssen.

Aber wir sind Staub, wir sind hartnäckig und kommen augenblicklich wieder. Als Staub waren wir schon immer da und werden immer da sein. Dem Staub haftet Unvergänglichkeit und Ewigkeit an.

Als Staub können wir anderen auch die Sicht behindern oder alles gnädig zudecken. Staub hat also auch etwas mit Wahrheit zu tun, damit, alte Geschichten wieder ans Licht zu holen: „Nun, wirble mal nicht so viel Staub auf!“

Und wenn der Staub erst einmal aufgewirbelt ist, wartet man, bis sich der Staub gelegt hat. Und wer nicht warten kann, der macht sich aus dem Staub. Sprich, er nutzt den aufgewirbelten Staub, um in seinem Schutz unerkannt zu entkommen.

Ebenso gibt es auch die, die vor jemandem im Staube kriechen oder sich in den Staub werfen.

Ist doch schon irre, was Staub so alles kann, klein, als einzelnes Staubkorn oder -flöckchen kaum mit dem bloßen Auge zu erkennen, können wir in der Masse viel auslösen…

Als Staub sind wir aber auch Geruchsträger. Der gute Duft eines guten Parfums bleibt nur deshalb so schön in der Luft hängen, weil er sich am Staub, der durch die Luft wirbelt, festhält, ihn gewissermaßen umarmt und durch den Raum schwebt. Gleiches gilt natürlich auch für schlechte Düfte, wie z.B. Zigarettenrauch…

Als Feinstaub setzen wir uns in der Lunge ab und können im schlimmsten Fall einen anderen krankmachen oder ums Leben bringen. Also, gewissermaßen Mörderstaub.

Und Staub ist nicht gleich Staub. Staubpartikel können aus organischen und anorganischen Materialien bestehen, also Blütenpollen, Bakterien, Pilzsporen, Mineralfasern. Es gibt sogar einen Mischling aus Organischem und Anorganischem, den gemeinen Hausstaub. Und den finde ich so richtig sympathisch, weil er deutlich macht, dass sich Gegensätze auch vereinigen können.

Sie merken, ich finde Gefallen am dem Bild, dass wir Menschen Staub sind. Der Staub ist so vielfältig wie wir Menschen. So vielfältig in der Herkunft, in der Verschiedenheit, im Charakter, den Fähigkeiten.

Wer hätte das gedacht, als wir eben noch gemeinsam den Psalm 103 gebetet haben, in dem sich in Vers 14 die Tageslosung findet:

Er weiß, was für ein Gebilde wir sind;
er gedenkt daran, dass wir Staub sind.

Und dabei fällt mir eine andere Geschichte ein, die mir mal mein alter Religionslehrer, Herr Pelzer, in der Grundschule erzählt hat: Da kommt ein Schüler zum Rabbi und fragt ihn: „Rabbi, was ist die Ewigkeit?“ Antwortet der Rabbi: „Stell Dir vor, jeden Tag fliegt ein kleines Vögelchen zu den Alpen und trägt ein kleines Steinkörnchen weg. Und wenn dann eines Tages die Alpen weg sind und Du von München aus bis nach Rom schauen kannst, ist die erste Sekunde der Ewigkeit vergangen.“

Das Bild, dass wir Menschen Staub sind, hat nichts mit Minderwertigkeit zu tun, sondern in erster Linie mit Bescheidenheit, weil Staub in sich auch ein Ausdruck der Vergänglichkeit ist. An der Dicke der Staubschicht kann ich die vergangene Zeit erkennen.

Staub ist aber auch das Individuum, dass Teil des großen Ganzen ist. Staub ist das, was immer bleiben wird und trotz aller Vergänglichkeit unvergänglich, ewig ist. Staub ist etwas absolut Vitales, er wirbelt durch die Luft und schwebt, legt sich auf etwas, ruht sich aus, wird wieder bewegt und nimmt das Leben aus einer neuen Perspektive wahr. Was für ein schönes Bild für das Wirken des Heiligen Geistes, der uns bewegt und täglich neue Einsichten schenkt.

Amen.

Wochenandacht am 16. Februar 2017 im LAFIM über die Losung des Tages aus Psalm 103, 14