Pfr. Martin Dubberke
Bild | Martin Dubberke

Wenn Du weißt, wer Du bist

Dieser Tage hat eine Frau aus Helsinki meine Facebookseite „geliket“ – komisches Wort. Und neugierig wie ich bin, habe ich mir angeschaut, wer sie ist. Kaum hatte ich Ihre Facebookseite geöffnet, blieb mein Blick auf ihrem Profilbild haften. Es war ein einfacher Screenshot mit einem Satz:

„You will never have a problem,
if you know who are you.“

Du wirst niemals ein Problem haben, wenn Du weißt, wer Du bist.

Das hat mich sofort angesprochen. Nicht nur, weil es logisch klingt, sondern auch, weil es stimmt. Wenn ich nicht weiß, wer ich bin oder sein will, was ich nicht bin, gibt es Probleme zuhauf. Ich gerate in Konflikte mit mir selbst und anderen Menschen.

Und oft sind es Konflikte, die einen dazu veranlassen, eine Psychotherapie zu machen. Und plötzlich stellt man in einem meist langwierigen und schmerzhaften Prozess fest, dass  man gar nicht wusste, wer man wirklich ist. Man lernt sich endlich kennen und kann sich annehmen. Und sich selbst anzunehmen ist der erste große Schritt zur Liebe.

Und das war der eigentlich Grund, weshalb mich dieser Satz so anspricht, weil er eigentlich nichts anderes bedeutet als:

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

Grundvoraussetzung der Liebe ist es, auch sich selbst lieben zu können, sich selbst wichtig und ernst zu nehmen mit seinen eigenen Bedürfnissen, Wünschen und Träumen. Mal ganz bei sich sein zu können. Das nimmt mir die Angst vor dem anderen und öffnet mein Herz für meinen Nächsten. Dadurch wird Nächstenliebe möglich.

Auch das macht die Passionszeit möglich, mal Nächstenliebe zu wagen. Ich weiß, es ist immer so leicht daher gesagt: Ich liebe meinen Nächsten.  Aber mal Hand auf’s Herz, wenn du Nichtraucher bist und sich in der S-Bahn dir jemand gegenübersetzt, der gerade seine Zigarette ausgemacht hat und mit seinen ganzen Klamotten nach Rauch stinkt, löst das nicht gerade Nächstenliebe bei Dir aus. Den Gedanken könnte ich jetzt auch für andere Menschengruppen weiterentwickeln. Ich denke jedoch, dass du weißt, was ich meine.

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, wenn Dir das gelingt, ändert sich Deine Haltung, dein Auftreten. Du wirst heiterer und entspannter. Du wirst dann nicht nur weniger Probleme haben, weil Du vieles plötzlich nicht mehr als Problem begreifen wirst, und es werden Dir die Herzen der anderen zufliegen.

Passionsnotiz Nr. 4 vom 4. März 2017