Pfr. Martin Dubberke
Impuls zu Losung und Lehrtext am Freitag | Bild: Martin Dubberke

Vertragstreue versus Vertragsbruch

Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen.
Jesaja 55,3

Auf alle Gottesverheißungen ist in Christus das Ja; darum sprechen wir auch durch ihn das Amen, Gott zur Ehre.
2. Korinther 1,20

Als ich heute vor einem Jahr, morgens gegen fünf Uhr aufgestanden bin, war die Meldung über den Angriff Russlands auf die Ukraine keine halbe Stunde alt. Es war nun das geschehen, womit ich die ganze Zeit gerechnet hatte. Und zugleich war mir bewusst, dass sich nun auch für uns vieles ändern würde. Heute dauert dieser Krieg nun ein Jahr an. Städte wurden zerstört, tausende Menschen verloren ihr Leben. Wofür? – Das weiß allein nur der Mann im Kreml.

Mit diesem Krieg zeigt dieser Mann seine Verachtung gegenüber allem Leben. Mit diesem Krieg bringt dieser Mann seine Verachtung gegenüber der gesamten westlichen Welt zum Ausdruck, denn dieser Krieg, unter dem die Ukraine so schrecklich leiden muss, ist ein Krieg gegen die westliche Welt. Er zeigt uns allen, dass er es kann, wenn er will.

Und doch ist auch nach einem Jahr seine Rechnung – die wir vermuten, aber nicht wissen – nach einem schnellen Sieg nicht aufgegangen.

Dieser Krieg macht aber auch deutlich, dass die Verträge, die es mit Russland gibt und gab, nicht das Papier wert waren, auf dem sie stehen und standen. Der Mann im Kreml verachtet somit auch die Vertragstreue. Wie war das z.B., als die Ukraine ihre Atomwaffen in den 90er Jahren des vergangenen Jahrtausends abgab und Russland die Unversehrtheit der Grenzen der Ukraine zusicherte. Spätestens seit 2014 wissen wir, dass das auch nicht das Papier wert war, auf das alle ihre Unterschriften gesetzt haben.

Wenn ich einen Bund eingehe, so tue ich das doch, um mich aufeinander verlassen zu können. Bund, das ist das Stichwort dieses Tages. Bei Jesaja will Gott einen ewigen Bund mit seinem Volk schließen. Ein Bund, der leider auch nicht so recht funktioniert hat, aber nicht, weil Gott vertragsbrüchig geworden ist, sondern der Mensch. Und Gott hat auf diese Vertragsbrüche immer mit Sanktionen reagiert. Also, die Sanktion auf einen Vertragsbruch sind quasi so alt wie die Menschheitsgeschichte. Die Sanktionen sollen den Vertragsbrüchigen wieder zur Vertragstreue hinbewegen. Doch leider entwickeln Vertragsbrüchige – auch das zeigen uns viele Geschichten in der Bibel – eine gewisse Resistenz gegen Sanktionen, so dass die Rückkehr zur Vertragstreue oder das Vereinbaren eines neuen Vertrags sehr lange dauern kann.

Vertragsbruch bedeutet auch das Ende der Redlichkeit. Und genau darauf spielt der Lehrtext heute an. Es geht um die Redlichkeit. Sprich, auf alle Gottesverheißungen in Christus ja zu sagen, also das Amen zu sprechen, bedeutet nicht ja, aber, sondern ja, weil nur dieses Ja der Ausdruck zur Treue gegenüber Jesus und damit Gott ist. Mit Jesus Christus, mit seinem Leben und Sterben hat Gott seinen Bund mit den Menschen, nicht mehr auf das Volk Israel begrenzt, sondern globalisiert. Damit gilt auch das Gebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ und „Selig sind die Friedfertigen“ auch heute noch. Und jeder Bruch dieses Bundes durch den Menschen ist ein Bruch mit Gott, selbst wenn dieser scheinheilig in einer Kirche eine Kerze anzündet und sich bekreuzigt. Wer einen Krieg beginnt, der hat nicht nur internationale Verträge gebrochen, sondern in erster Linie auch den Bund mit Gott.

Und wenn wir heute in unseren Kirchen der Toten dieses Krieges gedenken und um Frieden bitten, machen wir deutlich, dass für uns dieser Bund durch Jesus Christus nach wie vor gilt, weil nur er eine dauerhafte Grundlage für den Frieden in dieser Welt sein kann.

Pfr. Martin Dubberke, Gedanken zu Losung & Lehrtext vom 24. Februar 2023

Pfr. Martin Dubberke
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Friedensgebet 20230224 - Plakat | Bild: Martin Dubberke

Ökumenischer Friedensgottesdienst

In ökumenischer Verbundenheit laden wir die Menschen in Garmisch-Partenkirchen am 24. Februar um 17:00 Uhr in die Pfarrkirche St. Martin in Garmisch zu einem Ökumenischen Friedensgebet anlässlich des ersten Jahrestags des russischen Angriffs auf die Ukraine ein.
Das Friedensgebet wird geleitet von Dekan Andreas Lackermeier, Pfarrer Martin Dubberke, Pfarrer Josef Konitzer und Pfarrerin Uli Wilhelm. Ebenso sind Mitglieder der Mahnwache an diesem Gottesdienst beteiligt, so dass dieser in weiten Teilen auch zweisprachig sein wird.


Eine kleine Buchempfehlung zur Passionszeit

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