Pfr. Martin Dubberke

Rundum abgesichert

Haben Sie schon einmal Ihre Versicherungen gezählt? Also:

 

  • Krankenversicherung
  • Pflegeversicherung
  • Arbeitslosenversicherung
  • Rentenversicherung
  • Zusatzrentenversicherung
  • Riesterrenten-Versicherung
  • Rürup-Rentenversicherung
  • Sterbeversicherung
  • Lebensversicherung
  • Risikolebensversicherung
  • Zahnzusatzversicherung
  • Auslandskrankenversicherung
  • Haftpflichtversicherung
  • Autoversicherung
  • Ausbildungsversicherung
  • Arbeitsunfähigkeitsversicherung
  • Hausratsversicherung
  • Schlüsselversicherung
  • Geschäftsführerversicherung
  • Sicherheitsdienst…

Fällt Ihnen noch etwas ein? Google nennt mir beim Stichwort „Versicherung“ innerhalb von 0,21 Sekunden 16.300.000 Fundstellen.

Und haben Sie schon einmal nachgerechnet, was Sie so im Monat für Ihre Sicherheit ausgeben? Also, ich bekomme einmal im Jahr, wenn ich für unseren Steuerberater die ganzen Policen zusammenstelle, einen kleinen Schreck.

Sicherheit, ein Thema, das den Menschen seit jeher bewegt. Wir Menschen haben ein ungeheures Bedürfnis nach Sicherheit. Wir wollen uns für alle Eventualitäten absichern und die Versicherer spielen mit unserem Sicherheitsbedürfnis wie einst Horowitz auf dem Klavier: virtuos.

Aber wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben, dass es keinen allumfassenden Schutz zu kaufen gibt, auch wenn wir das gerne hätten. Das ist eine Illusion. Wir können nur das eine oder andere vorhersehbare Risiko abfedern. Mehr nicht. Das Leben ist und bleibt, was es ist: Ein Risiko.
Ich weiß nicht, was morgen sein wird. Gut, wenn ich in meinen Terminkalender schaue, weiß ich, wo ich morgen bin und was ich morgen tue. Pardon: Ich weiß nicht, ob ich es tun werde, sondern ich weiß nur, dass ich es vorhabe. Es könnte ja sein, dass Gott morgen etwas anderes mit mir vorhat. Sprich: Letzten Endes ist das Leben unberechenbar. Und weil das so ist, brauche ich etwas anderes, das mich nicht irre werden lässt, das mir Sicherheit gibt und Stärke verleiht.

Können Sie sich noch an Ihre Kindheit erinnern? Wenn Sie sich nicht in den dunklen Keller getraut haben oder Angst vor dem Zahnarzt oder einer Klassenarbeit hatten und dann Ihr Vater Sie an die Hand genommen hat, sich vor Ihnen hinhockte und mit warmer, fürsorglicher Stimme sprach: „Ich bin bei Dir, es kann Dir gar nichts passieren.“ Der Vater sprach Ihnen Kraft und Vertrauen zu. Erinnern Sie sich noch, wie das warm durch den Körper und die Seele ging? Man fühlte sich nicht mehr klein, allein und schwach. Man ging zum Zahnarzt oder zur Klassenarbeit und gab sein Bestes. Man fühlte sich nicht mehr einsam, allein und ausgeliefert. Ein Gefühl, das Ihnen keine Versicherung der Welt bieten kann.

Auch die Bibel ist voll von solchen Kraftquellen, von solchen Tankstellen für die Seele. Zwei davon, haben die Herrnhuter Brüder für heute gelost beziehungsweise ausgesucht:

Der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
4.Mose 6,26


Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Philipper 4,7

Zwei Stellen, die jeder von uns im Schlaf auswendig kann. Die Moses-Stelle ist Teil des Aaronitischen Segens, den wir am Ende eines Gottesdienstes sprechen und die Stelle aus dem Philipper-Brief ist der Kanzelsegen, der nach der Predigt gesprochen wird.

Den aaronitischen Segen, den sogenannten priesterlichen Segen, hat Gott, der Herr, zu Mose gesagt. Mose sollte ihn Aaron und seinen Söhnen sagen als Segen für die Israeliten. Der Segen soll sie an die Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft erinnern: „Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.“ Das ist der Gott, der Israel beim Auszug aus Ägypten voranging, der das Meer teilte und ihnen gnädig war, auch in den Momenten, da sie murrten und vor dem Abfall standen und lieber um ein goldenes Kalb zum Anfassen herumtanzten. Kein goldenes Kalb und sei es noch so glänzend schön, kann ein Volk befreien. Es ist bloßes Material. Wertvoll vom Materialwert her, aber billig und bedeutungslos von der Wirkung.

Und schließlich: „Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe dir Frieden.“

Der Herr hat mich im Blick. Er achtet auf mich. Aber gleichzeitig macht er mir unmissverständlich deutlich, dass Friede nur von ihm kommen kann und nicht durch Waffen oder Gewalt.

Und der Lehrtext schließt sich dem an:
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Philipper 4,7

Der Friede Gottes ist höher als alle Vernunft. Tausendfach gehört. Aber schon einmal darüber nachgedacht, was das heißt „höher als alle Vernunft“? Der göttliche Friede entzieht sich dem begrenzten Horizont unseres Verstands und unserer Vernunft und geht damit weit über das hinaus, was wir uns überhaupt vorstellen können. Der Friede Gottes entzieht sich unserer Vorstellung. Er ist nicht mit der Vernunft erfassbar, sondern nur mit dem Herzen, also von ganz tief innen. Deshalb soll man sein Herz und seinen Sinn in Christus Jesus bewahren. Herz und Sinn gehören zusammen und wenn ich beides auf Jesus ausrichte, dann bin ich auf dem richtigen Weg, dem Weg des Friedens.

Nebenbei gefragt: Wissen Sie eigentlich was segnen heißt?
Es ist dem lateinischen cruce signare entlehnt, also mit dem „Kreuz zeichnen“.

Heute in zwei Tagen ist Karfreitag, der Tag, an dem wir uns der Kreuzigung Jesu erinnern. Der Tod Jesu und seine Auferstehung haben das Kreuz zum Symbol unseres Glaubens gemacht. Das Kreuz als Zeichen des Todes und des Lebens. Das Kreuz als Zeichen der Schwachheit und der Stärke. Das Kreuz als Zeichen der Zusage Gottes, es noch einmal mit uns zu versuchen. Das Kreuz als unser Bekenntnis zu Gott. Das Kreuz erinnert noch 2000 Jahre später daran, dass Jesus auch für mich gestorben ist und er mir Herz und Sinn für die Liebe geöffnet hat:

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen.