Pfr. Martin Dubberke
Impuls zu Losung und Lehrtext am Dienstag 20230314 | Bild: Martin Dubberke

Orientierung

Ich komme, um alle Völker und Zungen zu versammeln, dass sie kommen und meine Herrlichkeit sehen.
Jesaja 66,18

Gott, der da sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass die Erleuchtung entstünde zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.
2. Korinther 4,6

Die Losung klingt heute nach göttlicher UNO-Vollversammlung. Alle Völker und alle Sprachen werden von Gott versammelt, um seine Herrlichkeit zu sehen, um endlich zu erkennen, wie es gelingen kann, Frieden und Freiheit in dieser Welt werden und wirken zu lassen. Da gibt es niemanden, der ein Veto einlegen kann. Da gibt es keine Resolutionen, sondern nur das Erkennen der Herrlichkeit Gottes. Mehr braucht es nicht. Habe ich die Herrlichkeit Gottes erkannt, lebe ich anders. Habe ich die Herrlichkeit Gottes erkannt, gibt es keine Gegner. Habe ich die Herrlichkeit Gottes erkannt, gibt es kein Streben nach Macht. Habe ich die Herrlichkeit Gottes erkannt, gibt es keine Angst vor Machtverlust mehr und damit auch keine Unterdrückung. Habe ich die Herrlichkeit Gottes erkannt gibt es Frieden und Freiheit und damit auch Gerechtigkeit, keinen Hunger mehr und man geht aufeinander zu und rettet mit vereinten Kräften die Schöpfung Gottes, die wir gemeinsam an den Rand des Abgrunds geführt haben.

Wir haben uns in dieser Welt so miteinander verrannt, dass wir gewissermaßen in der Finsternis stehen. Wir spüren an so vielen Stellen unsere Ohnmacht, unser Ausgeliefertsein an die Verhältnisse. Habe ich einen Einfluss auf Putin? Neulich saß mir eine Frau aus meiner Gemeinde gegenüber und bat mich, über meine Kontakte, einen Brief an Putin ins Russische übersetzen zu lassen. Ich fragte sie: „Glaubst Du wirklich, dass das Putins Handeln ändern wird, dass Euer Schreiben einen Einfluss auf ihn haben wird?“ Hinter dem Vorhaben steckte mehr Hoffnung als Realitätssinn. Und das war ok so. Es war die Art einer Gruppe von Menschen, mit dieser Situation umzugehen, das Gefühl zu haben, etwas zu tun, wenn man Putin direkt einen Brief schreibt und ihn an den gemeinsamen Glauben erinnert, an den gemeinsamen Glauben appelliert und damit an die Grundhaltung „Selig sind Friedfertigen“. Man kann das belächeln und naiv nennen, aber das ist es nicht. Es ist Ausdruck der Hoffnung. Wenn ich keine Hoffnung habe, muss ich mich auch nicht auf den Weg machen.

Mit der Herrlichkeit Gottes ist auch die Hoffnung verbunden. Mit der Herrlichkeit Gottes ist aber auch die Orientierung verbunden. Das macht Paulus in seinem zweiten Brief an die Korinther deutlich:

Gott, der da sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass die Erleuchtung entstünde zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.
2. Korinther 4,6

Wir leben in Zeiten, der Orientierungslosigkeit. Der Kompass ist irgendwie verloren gegangen oder wir haben verlernt, den Kompass zu gebrauchen. Und diese Orientierungslosigkeit führt zu einem Handeln, dass panische Züge annimmt. Wie anders lassen sich die vielen politischen Ideen und kurzfristig herausgehauenen Gesetzes- und Regelungsvorhaben erklären, die so heftige und auch emotionale Debatten auslösen?

Ich glaube, dass dieses politische Hin- und Her, die gegenseitigen Blockaden uns mehr beschäftigen und beeinflussen, als uns das oft bewusst ist. Ich glaube, dass sich das mehr auf unsere Seelen auswirkt, als wir manchmal zugeben wollen. Es ist neben allem anderen ein Stress, dem wir ununterbrochen ausgesetzt sind. Was wird das mit uns machen? Werden wir resignieren?

Können wir in all dem noch das Licht erkennen, dass uns Gott in und durch Jesus Christus gegeben hat? Ich glaube, dass es wichtiger denn je geworden ist, in diesen Zeiten innezuhalten und Ausschau nach diesem Licht zu halten, denn dieses Licht ist Orientierung. Mit diesem Licht können wir wieder den Weg finden, der uns aus all dem Schlamassel herausführt.

Und dieses Licht geht direkt in unsere Herzen und damit unsere Seelen. Dieses Licht lässt uns im Angesicht Jesu Christi die Herrlichkeit Gottes erkennen. Und damit bin ich im Grunde genommen wieder am Anfang angekommen. Es geht um die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes. Und damit ist noch etwas anderes verbunden, was die Herrnhuter leider nicht in die Lostrommel geworfen haben, nämlich der erste Teil dieses Verses:

Ich kenne ihre Werke und Gedanken und komme, um alle Völker und Zungen zu versammeln, dass sie kommen und meine Herrlichkeit sehen.
Jesaja 66,18

Den Menschen kann man manches mit den Mitteln der Propaganda vormachen, doch nicht Gott. Gott kennt unsere Werke und Gedanken. Es sind unsere Werke und unsere Gedanken, weshalb Gott sich entschieden hat, alle Völker und Sprachen zu versammeln. Es ist die richtige Zeit, dass uns das wieder bewusst wird und wir endlich wieder seine Herrlichkeit erkennen, wir uns wieder hinter Jesus Christus versammeln und ihm folgen. Nur so finden wir den Weg aus der Dunkelheit der Welt hinaus.

Pfarrer Martin Dubberke, Gedanken zu Losung und Lehrtext vom 14. März 2023

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