Pfr. Martin Dubberke
Auf eine Tasse Kaffee mit Gott | Bild: Martin Dubberke

Nicht verzagen

Was für eine wundervolle Kombi von Losung und Lehrtext!

Bis hierher hat uns der HERR geholfen.
1. Samuel 7,12

Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht.
2. Korinther 4,8

Und ganz ehrlich, es liest sich ein wenig wie mein Lebensprogramm, mein Lebenslauf, der ja nun in der Tat mit einigen Herausforderungen verbunden war, wenn ich das mal so charmant umschreiben darf. Und ich kann bis zum heutigen Tage immer wieder sagen: „Ja, Gott, bis hierher hast Du mir geholfen. Danke!“ – Hätte er mir nämlich nicht geholfen und vor allem, hätte ich ihm nicht vertraut, wäre ich heute nicht seit ziemlich genau einem Jahr hier in Garmisch-Partenkirchen Pfarrer.

Und damit bin ich auch schon beim Lehrtext angekommen. Als Lutheraner ist uns ja der Martin Luther zugeschriebene Satz, dass wenn er wüsste, dass morgen die Welt unterginge, er noch ein Apfelbäumchen pflanzen würde, nicht so unvertraut. Auch, wenn es um uns herum nicht ganz einfach ist, bedrohlich werden kann, wir Angst um unsere Sicherheit, unsere Gesundheit, unsere Existenz bekommen, eine Angst, die ich nur zu gut kenne, weil mich meine alte Berliner Landeskirche vor mehr als einem viertel Jahrhundert genau in diese Existenzangst geschickt hat, als sie uns junge Vikare mit zweitem Examen in der Tasche nicht mehr brauchten und nicht mehr bezahlen konnten. Tja, und heute fehlen Pfarrerinnen und Pfarrer an allen Ecken und Enden. So ändern sich die Zeiten.

Es gibt so viele Momente, in denen ich verzagen könnte, weil Corona von allen Lebensvollzügen und auch von der Kirche und dem Kirchenvolk Besitz ergriffen zu haben scheint, und zuweilen Lähmungen auszulösen vermag. Ich gebe auch zu, dass mir vor vielen Dingen bange ist, und manche Bange auch mit Namen verbunden ist, die wir täglich in der Zeitung lesen können, von Männern, die nicht lächeln, von Männern mit orangefarbenem Teint und Männern, die sibirisch kalt berechnend ihr Ding durchziehen. Aber ich bin nicht verzagt, sondern erlebe diese Zeit als eine Herausforderung, an uns alle, unsere Kirche, meinen Glauben und an mich selbst.

Und ich glaube, dass jede und jeder von uns in seinem Leben Geschichten und Erlebnisse kennt, die ihn an den Rand des Verzagens gebracht haben oder sogar ein Stückchen darüber hinaus. Und ich glaube auch, dass jede und jeder von uns, die Erfahrung gemacht hat, dass Gott einem geholfen hat. Und wenn es gelingt, diese Erfahrung sich wieder zu vergegenwärtigen und in sich lebendig zu halten, dann wird es auch gelingen, nicht zu verzagen.

Ihr Pfarrer Martin Dubberke

Pfr. Martin Dubberke
Pfr. Martin Dubberke

Pfr. Martin Dubberke, Geistlicher Impuls zur Dienstbesprechung am 28. Juli 2020 über Losung und Lehrtext des Tages