Pfr. Martin Dubberke

Mal wieder auf eine Tasse Kaffee

Freitag, als ich in Cottbus war, musste ich noch kurz eine andere Sache regeln, bevor wir in den Termin gingen. Wir saßen schon am Tisch. Während die eine Kollegin mit einer anderen Kollegin, die gerade zufällig in unserem Zimmer vorbeigeschaut hat, sich unterhält, bestätige ich via SMS eine Terminabsprache. Da sagt doch die Kollegin, dass das Gespräch gerade einen wichtigen Aspekt aufgezeigt habe, und niemand zugehört habe. Sie meinte mich.

Da antwortete ich: „Ja, ja, ich weiß, wir Männer gelten nicht als multitaskingfähig, aber durch jahrelange Beratungsarbeit kann ich gleichzeitig schreiben und hören.“ Und so konnte ich genau sagen, worum es ging.

Aber die Kollegin hatte im Prinzip vollkommen recht. Wir lassen uns durch viele Reize ablenken, insbesondere durch die vielen kleinen schwarzen Geräte, auch Smartphones genannt. Die piepen, sumsen, vibrieren, blinken. Eine Eilmeldung hier, ein Push-up-News, eine SMS, eine Mail, ein neuer Facebookeintrag, eine MMS, ein Anruf. Dieser kleine Kasten, der so viel kann, der nicht nur meine kleine Kommunikationszentrale ist, sondern auch meine kleine Bibliothek, Zeitung, Musiksammlung, Fotoalbum, Minikino ist, ist so smart, dass er im wahrsten Sinne des Wortes spielend von mir Besitz ergreift. Man kann sich kaum zurückhalten, sitzt man mit jemandem zusammen, schleicht die Hand, wie von fremder Macht gesteuert zum Smartphone, nur um auffällig unauffällig einen Blick auf das kleine Display zu werfen.

Es ist wie mit einer Schale Chips, Schokolade oder Lakritze, die magisch unsere Hand anzieht, die dann mit den gemeinen Köstlichkeiten gefüllt den Weg zum Mund antritt.

So magisch zieht uns auch das Gerät an, weil uns die Nachrichten auf dem Gerät mehr reizen, als die Informationen, die mir mein Gegenüber geben kann. und natürlich, wenn es nicht anders geht, entschuldige ich mich bei meinem Gesprächspartner: „Tut mir wirklich schrecklich leid, aber ich warte auf eine dringende Nachricht.“

Ich glaube manchmal, dass der liebe Gott heute seine zehn Gebote nicht mehr in Stein gemeißelt  dem Mose mitgegeben würde, sondern seinem Volk eine SMS oder eine Twitternachricht schicken würde. Und die Hirten erführen via Facebook, was in einem kleinen Stall in Bethlehem passiert wäre, weil Gott ein Foto auf Facebook gepostet hätte.

Ja, ja, wer mich kennt, wird jetzt zumindest denken: Da redet doch der Richtige. Der Mann geht doch ohne sein iPhone nicht aus dem Haus. Stimmt, aber es fällt mir immer noch leichter mein iPhone zur Seite zu legen als ein Stück Schokolade oder Lakritze. Und zuweilen vergesse ich immer wieder auch gerne nach einer Besprechung den Besprechungsmodus auszuschalten – sehr zum Ärger meiner Frau, die mich dann nicht erreichen kann, weil ich das kleine, schwarze Schatzkästchen dann nicht hören kann.

Nebenbei gesagt: Wenn ich Gottesdienste halte, wo ich davon ausgehen kann,  dass der eine oder die andere gerne mal vergisst, sein Mobiltelefon auszuschalten, nehme ich schon mal gerne mein Telefon aus der Tasche, halte es hoch und sage: „Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie das kleine Gerät ausschalten würden. Wenn Sie der liebe Gott erreichen will, schafft er das auch ohne Handy.“

Warum erzähle ich Ihnen das alles? Ganz einfach: Der liebe Gott hätte auch gerne, wie jeder andere Gesprächspartner unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Meine Zeit mit meinem Gegenüber, ist meine Zeit mit ihm und seine Zeit mit mir, also gemeinsame Zeit. Ihm gehört meine Aufmerksamkeit.

Meine Zeit mit Gott ist meine Zeit mit ihm. Ich achte auf das Wort, das er sagt, ich schenke ihm meine Aufmerksamkeit. Tue ich das nicht, kann es ganz leicht passieren, dass ich das Wort Gottes nicht mehr höre, es im medialen Overkill an mit vorbeirauscht.

Wir lassen uns von so Vielem ablenken, von unserer Arbeit, von…

Und es wäre doch schade, wenn wir das eigentliche Geschenk gar nicht mitbekämen. Ich lese hier einfach nur mal Losung und Lehrtext vor:

Wenn dein Wort offenbar wird, so erfreut es und macht klug die Unverständigen. Psalm 119,130

Darum sollen wir desto mehr achten auf das Wort, das wir hören, damit wir nicht am Ziel vorbeitreiben. Hebräer 2,1

Wie sage ich bei Geburtstagen immer an dieser Stelle so schön? Verabreden Sie sich regelmäßig mit dem lieben Gott auf eine Tasse Kaffee. Fangen Sie damit am besten gleich heute an. Ihr Geburtstag ist die beste Gelegenheit dafür.