Pfr. Martin Dubberke
Passionsnotiz Nr. 33 | Bild: Martin Dubberke

Judika

Heute ist Judika, der fünfte Sonntag der Passionszeit. Er hat seinen Namen vom ersten Vers des 43. Psalms:

Schaffe mir Recht, Gott!

Es ist der Ruf des Beters, der sich in einer Situation des Unrechts befindet. Und das Spannende daran ist nicht, dass er ein persönliches Unrecht erfährt, sondern das sich die Welt um ihn herum ins Unrecht begeben hat. Er spricht vom treulosen Volk, den falschen und bösen Leuten, die um ihn herum sind und er hat das Gefühl, von Gott verstoßen worden zu sein, weil er doch derjenige ist, der an Gott glaubt, nach seinen Geboten handelt. Er versteht die Welt nicht mehr.

Ja, manchmal ist diese Welt nicht mehr zu verstehen. Wir haben es gerade gestern gehabt, als es noch einmal um die Gebote ging. Was passiert, wenn ich ein Gebot breche und nicht unmittelbar danach die Sanktion spüre?

Der Psalmbeter macht deutlich, dass sein letzter Verbündeter Gott ist. Er steht alleine da. Alle anderen Menschen um ihn herum scheren sich nicht um das Recht, sondern tun das, was ihnen beliebt, was ihnen am nächsten liegt, am meisten nützt. Die neue Grundlage der Gesellschaft, in der sich selbst jeder der nächste zu sein scheint, ist das Unrecht. Das Unrecht wird zum Recht. Was für eine Situation… Das ist uns aus den Nachrichten, den Zeitungen nicht fremd. Es soll Menschen geben, die Verordnungen erlassen, die das Recht brechen und wenn Richter das Gegenteil behaupten und die Verordnungen stoppen, diese beschimpft oder gar aus dem Amt getrieben werden.

Was ist passiert? Der Gehorsam ist verloren gegangen. Ja, ja, Gehorsam klingt so militärisch, so nach Befehl, so nach Einschränkung der Freiheit und Selbständigkeit. Aber was ist in Wirklichkeit Gehorsam? Nein, mit Kadavergehorsam hat das nichts zu tun. Gehorsam kommt von hören. Ich höre auf etwas, auf jemanden. Ich höre ihm zu, was er mir sagt. Ja, natürlich steht hinter diesem Wort auch eine Hierarchie. In diesem Falle Gott, der vom Menschen Gehorsam erwartet.

Damit wird deutlich, dass der Mensch in einen Verantwortungszusammenhang gestellt ist, der ihm am Ende Freiheit ermöglicht, weil aus dem Gehorsam das Recht Gottes seine Wirkung entfalten kann.

Passionsnotiz Nr. 33 vom 2. April 2017