Pfr. Martin Dubberke

Ist Gott eine Ente?

Heute ist Rosenmontag. Da geht es im katholischen Köln hoch her. Da ist heute nicht nur die Stimmung stürmisch, sondern auch das Wetter. Aber auch wir in Berlin können in Karneval. Ich sage hier nur Berliner Karnevalsgesellschaft Fröhliche Elf, Stadtgarde Rot-Gold Berlin, Charlottenburger Karnevalsgesellschaft Blau-Gelb, Prinzengarde der Stadt Berlin, Karneval-Club Spandau – naja, das ist nicht so richtig Berlin 😉 – Berliner Carneval-Verein, Narrenkappe Berlin, Rote Funken Berlin… Insgesamt 23 Berliner Karnevalsvereine sind beim Regionalverband Festkomitee Berliner Karneval e.V. registriert.

In vielen Gemeinden wird in den Kitas, den Seniorenkreisen Fasching gefeiert. Aber auch ganze Gemeinden feiern Karneval. Das habe ich mal in einer katholischen Gemeinde in Spandau gemacht. Das war eine ganz großartige Feier mit Büttenreden, gemeindeeigener Live-Band und einem Kaplan, der als Dracula kam.

Die Räume in unseren Gemeinden werden mit Schlangenpapier geschmückt, man singt, tanzt vielleicht sogar, manchmal bucht man einen dieser Alleinunterhalter, die für Stimmung sorgen und man verkleidet sich oder setzt sich einen Karnevalshut auf, klebt sich falsche Bärte an oder setzt sich eine lustige Perücke auf. Einmal jemand anderes sein, einmal beim ausgelassenen Feiern nicht erkannt werden. Nicht umsonst heißt es in einem alten Karnevalslied „Wir sind alle kleine Sünderlein.“

Gut, mit einem Hut bin ich nicht sofort ein anderer, aber es erinnert mich an das Verkleiden und die Lust, in eine andere Rolle zu schlüpfen, ein anderer zu sein, als ich sonst bin, ein Clown, ein Casanova, eine Frau, ein Mönch oder gar die Biene Maja und das dann ganz einfach auszuleben, ohne dabei sofort erkannt zu werden, damit ich dann am Aschermittwoch in mein altes Leben zurückkann. Aber ist das wirklich so? Will ich wirklich in mein altes Leben zurück, wenn ich von all den Küssen, die ich in meinem Kostüm bekommen und geschenkt habe, nichts mehr wissen darf?

Nein, die Larve, also die Maske, hinter der ich mich beim Karneval verberge, und die ich am Aschermittwoch ablege, deutet ja schon an, dass nun ein Wandel geschieht und ich aus der Passionszeit als ein anderer hervorgehen werde als ich in diese Zeit hineingegangen bin.

Ich bereite mich auf etwas Neues vor und dafür muss ich ganz ich sein. Das bedeutet auch, gewohnte Pfade, Vorstellungen, Lebensweisen, den eigenen Job, die Beziehungen, in denen ich lebe, sich aus einer anderen Perspektive anzuschauen. Und manchmal habe ich mir dabei auch Bilder von Menschen gemacht, die eher meinen Wünschen, meinen Vorstellungen als der Realität entsprechen. Auch wenn wir unsere Masken am Aschermittwoch ablegen, bedeutet das noch lange nicht, dass wir nicht anderen Menschen Masken aufsetzen, um sie so zu sehen, wie wir es wollen oder es uns passt.

Das machen wir auch gerne mit Gott. Mein, Gott, wie viele verschiedene Vorstellungen erlebe und höre ich in meinen vielen Gesprächen, was er kann oder sollte, was er ist oder nicht ist, warum ich an ihn glaube und warum es ihn auf gar keinen Fall geben kann.

In diesem Zusammenhang musste ich kürzlich über eine kleine Geschichte schmunzeln, die Martin Buchholz, Theologe und Kabarettist, in einem Interview erzählt hat: „Eine Ente sitzt auf dem Thron und trägt eine Krone. Vor ihr steht ein Mann und starrt sie fassungslos an. Und die Ente sagt: „Was soll das denn heißen, Sie haben sich Gott anders vorgestellt?“

Wie stellen Sie sich Gott vor? – Ich lade Sie herzlich ein, sich dieser Frage bis Ostern zu stellen. Vielleicht wollen Sie mich ja an ihren Vorstellungen teilhaben lassen und mir eine Mail schreiben. Ich antworte Ihnen auch, versprochen 😉

Ihr

Pfarrer Martin Dubberke

Andacht für die GKR-Sitzung am 4. März 2019 in der Evangelischen Königin-Luise-Silas-Kirchengemeinde

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