Pfr. Martin Dubberke
Erinnerungs- und Gedenktafel für die Opfer des Zweiten Weltkriegs in der Johanneskirche zu Partenkirchen | Bild: Martin Dubberke

Gottes Geist

Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde.
2. Mose 3,14

Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?
Römer 8,31

Heute vor 78 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Sechzig Millionen Menschen waren ihm zum Opfer gefallen. Ein Krieg, der die ganze Welt verändert hat. Ein Krieg, dessen Spuren wir noch immer sehen können. Ein Krieg, dessen Folgen, wir auch heute noch erleben. Nur um sich die Zahl sechzig Millionen einmal vor Augen zu halten: In der Ukraine lebten 2021 43,79 Millionen Menschen. Sechzig Millionen wären heute die Ukraine, Ungarn, Lettland, Litauen und Estland menschenleer wären.

Und heute? – Der Krieg in der Ukraine lässt uns die destruktive Kraft des Krieges spüren. Wir erleben Flüchtlingsströme aus Ländern, in denen Krieg herrscht, Unterdrückung, Armut u.v.a.m. Wir merken es in unseren Portemonnaies. Das Leben ist nicht billiger geworden. Krieg kostest Leben. Krieg kostet Geld.

Am 8. Mai 1945 ging ein Aufatmen durch die Welt. Und ich erinnere mich daran, wie mein Vater – Jahrgang 1930 – immer wieder davon erzählt hat. Und eigentlich hat die Welt am 8. Mai 1945 gehofft, dass das mit dem Krieg nun endlich Geschichte sei, die Welt ihre Lektion gelernt hätte.

Aber haben wir das?

Gott sprach einst zu Mose, als er ihn davon überzeugen wollte, sein Volk aus der Knechtschaft in die Freiheit zu führen:

Ich werde sein, der ich sein werde.

Es ist die Umschreibung des Gottesnamens JHWH. Gott verspracht damit, dass Mose diese Aufgabe nicht alleine stemmen muss, sondern er stets an seiner Seite stehen und gehen würde. Gott ist das Kontinuum ohne Anfang und ohne Ende. Und genau deshalb sollte Gott die bestimmende Größe in unserem Leben und in unserer Welt sein. Sein Interesse ist, dass die Welt nach seinen Geboten und damit in Frieden lebt – gestern, heute und auch in Zukunft.

Das Problem ist aber nicht Gott, sondern der Mensch und insbesondere der Mensch, der Gott für seine Kriege missbraucht. Auf den Koppelschlössern der Wehrmacht stand einst: „Gott mit uns.“ Gott führt keinen Menschen in einen Angriffskrieg. Es ist der Mensch. Das dürfen wir nie vergessen.

Jesus Christus hat uns mit seinem Tod am Kreuz auch davon freigemacht. Ostern bedeutet das Ende jeden Krieges, weil wir durch Gott von all dem alten Mist, den wir mitgeschleppt haben, befreit worden sind. Ostern ist damit zugleich die klare Ansage, dass Gott keine Kriege mehr führen wird, weil Jesus Christus, sein eigener Sohn für alle Menschen gestorben ist. Es war ein Befreiungsakt von globaler Bedeutung aber leider nicht Wirkung, weil der Mensch es nicht geschafft hat, diese Befreiung für sich anzunehmen.

Was meint Paulus mit seinem Satz:

Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?

Das ist ein Satz, der schon so oft als Durchhalteparole von Kriegstreibern missbraucht worden ist, um den eigenen Krieg zu rechtfertigen und die eigenen Leute in den Tod zu schicken. Dabei bedeutet er etwas ganz anderes.

Wenn Gott für uns ist, kann niemand und nichts wider uns sein. Gott ist für uns. Paulus bündelt in diesem Satz all das, was er zuvor geschrieben hat, wie z.B.:

Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.
Römer 8,2

Oder:

Er sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches und um der Sünde willen und verdammte die Sünde im Fleisch, damit die Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert, in uns erfüllt werde, die wir nun nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist.
Römer 8,3

Nicht zu vergessen Römer 8,7:

Denn fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft gegen Gott, weil das Fleisch sich dem Gesetz Gottes nicht unterwirft…

Damit ist jeglicher Krieg immer zuerst Feindschaft gegen Gott. Und dann ein weiterer zentraler Satz:

Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
Römer 8,14

Genau darum geht es. Gott ist so sehr für uns, dass er uns von seinem Geist gegeben hat, von dem wir uns treiben lassen sollen. Das bedeutet ein vollkommen anderes und neues Leben. Sich vom Geist Gottes treiben zu lassen, ist das Ende eines zerstörerischen Lebens. Sich vom Geist Gottes treiben zu lassen, ist das absolute Ja zum Leben. Und genau dazu will uns Paulus Mut machen, wenn er schreibt:

Ist Gott für uns, wer sollte wider uns sein?

Pfarrer Martin Dubberke, Gedanken zu Losung & Lehrtext vom 8. Mai 2023

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