Pfr. Martin Dubberke
Impuls zu Losung und Lehrtext am Dienstag 20230404 | Bild: Martin Dubberke

Gottes Führung

Fürchte dich nicht, liebes Land, sondern sei fröhlich und getrost; denn der HERR hat Großes getan.
Joel 2,21

Die ganze Menge der Jünger fing an, mit Freuden Gott zu loben mit lauter Stimme über alle Taten, die sie gesehen hatten, und sprachen: Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn!
Lukas 19,37-38

Bei solchen Versen fällt es schwer, den Blick woanders hinzulenken als in die Ukraine. Der Vers aus dem Joel-Buch steht mitten in der Gnadenzusage Gottes, sein Land und sein Volk zu verschonen, seine Ernten reich werden zu lassen und den Feind aus dem Norden wegzutreiben und ihn in ein dürres und wüstes Land zu verstoßen.

Also, es soll für sein Volk keinen Grund zur Furcht mehr geben. Wie anders sind die Bilder, die wir sehen. Wie anders sind die Geschichten, die wir lesen. Wie anders sind unsere Befürchtungen. Was, wenn es doch anders kommt?

Ich erlebe mittlerweile in vielen Gesprächen eine Verdrängung des Themas. Die einen sind müde, die anderen wollen sich damit nicht mehr belasten, wollen sich nicht ausmalen, was geschieht, wenn der Mann im Kreml doch den Krieg gewinnen sollte. Wir können nichts abschätzen. Niemand kann sagen, wie lange das noch dauert. Die Welt spielt verrückt. Und hier in Garmisch-Partenkirchen geht jeden Morgen die Sonne von neuem auf oder versteckt sich hinter den Wolken. Die Vögel zwitschern wie jeden Morgen laut und fröhlich und die Menschen stehen auf und gehen zur Arbeit.

Ja, natürlich, ich merke, dass auch mich das Thema müde macht. Aber es ist so eine andere Müdigkeit. Es ist eine Art Erschöpfung, die auch aus meiner Sorge heraus entsteht. Und zugleich habe ich manchmal die Sorge, dass unter all dem all die anderen Sorgen verdeckt werden und aus dem Blick geraten können.

Ich denke hier nicht nur an die Menschen, die täglich zu unseren Tafelausgaben kommen, sondern auch an die Menschen, die wissen, dass sie nicht mehr gesund werden und sich nun auf ihren Tod vorbereiten, die noch lange nicht in dem Alter sind, dass man sagt, sie seien nun an der Reihe. Ich denke an all diejenigen. Ich denke, an all die Menschen, die morgens aufstehen und nicht wissen, wie sie hier bei uns eine bezahlbare Wohnung finden. Wir haben auch hier überall bei uns kleine und große Existenzkämpfe, Fehden und Konkurrenzkämpfe, Neid und Egoismen, die einen zuweilen erschaudern lassen.

Aber wir gehen auf Ostern zu. Der Lehrtext erinnert uns noch einmal an Palmsonntag mit dem die Karwoche so fulminant eingeläutet wird. Jesus zieht in Jerusalem ein. Es ist noch einmal ein wunderbarer Moment, sich vor Augen zu halten, was uns Jesus in seinem Leben alles mit auf den Weg gegeben hat, worauf wir achten sollen, worauf wir nicht reinfallen sollen, womit wir uns nicht einschüchtern lassen sollen. Oh ja, wir dürfen uns immer wieder daran erinnern, welche Taten der Hoffnung Jesus Christus begangen hat, wie er Menschen aus ihren tiefsten Nöten und auch von Dämonen befreit hat, weil die Betroffenen daran geglaubt haben, dass Jesus sie heilen, sie retten kann. Und immer wieder kam von ihm dann die Antwort: „Dein Glaube hat dir geholfen.“ Ja, der Glaube hilft.

Und wer Gott lobt, der blickt auf die Kraft des Positiven, der lässt sich nicht runterziehen, der glaubt auch, dass Gott uns Wege finden lässt, die aus dem Dunkel herausführen. Und jeder Mensch – da bin ich mir sicher – hat in seinem Leben mal die Erfahrung gemacht, die der Beter im Psalm 23 besingt:

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
Psalm 23,4

Wer einmal diese Erfahrung gemacht hat und sich der Führung Gottes anvertraut hat, hat eine besondere Ressource in sich, die im Tal nicht das Dunkle und Finstere, sondern das Licht suchen und sehen lässt. Und das Tolle ist, wenn man einen Menschen mit dieser Erfahrung an seiner Seite hat, kann der einen an die Hand nehmen und mitnehmen. Und so kommt uns Christenmenschen in diesen Tagen eine ganz besondere Aufgabe zu, die Hoffnung, die in unserem Glauben zu finden ist, nach außen hin leuchten zu lassen, dieses Licht in die Welt hinauszutragen, wie wir es zu Ostern tun werden, wenn wir das Licht der heiligen Osternacht in die Nacht, in den Morgen tragen werden.

Pfarrer Martin Dubberke, Gedanken zu Losung & Lehrtext vom 4. April 2023

Pfr. Martin Dubberke
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