Pfr. Martin Dubberke
Frieden | Bild: Martin Dubberke

Frieden – Frieden – Frieden

Ich will Frieden geben an dieser Stätte, spricht der Herr Zebaoth.
Haggai 2,9

Der Friede Christi regiere in euren Herzen; zum Frieden seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Und dafür sollt ihr dankbar sein.
Kolosser 3,15

Gleich dreimal lese ich heute Morgen in Losung und Lehrtext das Wort „Frieden“. Alle guten Dinge sind drei, so wie wir auch einen dreieinen Gott haben. Wie dringend Frieden ist, das können wir jeden Tag erleben. Der Krieg – insbesondere der in der Ukraine – fordert einen auch für uns spürbaren Preis. Er bringt Unruhe in unser Gefüge. Genauso, wie auch der Unfrieden, den wir im Umgang mit der Schöpfung Gottes pflegen, Unruhe in unser Gefüge, in unsere Gesellschaft bringt, Fronten eröffnet und gerne mal Ideologien und Handeln gegeneinander ausgespielt werden. Unser Handeln ist ein Reden, das ein beredtes Bild unseres Stillstands ist.

Wie schwierig es ist, Frieden zu haben und zu halten, können wir nicht nur am heißen Krieg Russlands gegen die Ukraine sehen, sondern auch am Beispiel der sogenannten Heizwende. Andere Länder wie z.B. Dänemark haben schon vor Jahren die Umstellung ihrer Heizungen auf Fernwärme und Wärmepumpe betrieben – ganz zum Vorteil des Landes, auch wenn es dort insbesondere im ländlichen Bereich nicht ganz konfliktfrei ablief, aber sie haben einen Weg gefunden, der für uns ein Vorbild sein kann. Ja, sie bauen sogar gerade ein Heizwerk, das die größte Wärmepumpe der Welt sein wird. Die Ironie: Deutsche Firmen haben es konzipiert. Deutsche Firmen bauen es mit deutschem Knowhow. Und man fragt sich, warum das nicht schon längst in Deutschland, also im eigenen Land so funktioniert. Das Sprichwort vom Propheten, der im eigenen Land nichts gilt, findet wohl auch hier wieder einmal seine Bestätigung.

Wie ist das mit dem Klimafrieden? Wir haben hier so viele Fronten in unserem Land. Da gibt es Fridays for Future, zahlreiche Umweltverbände und -initiativen, die letzte Generation und nicht zuletzt auch uns Kirchen. Eigentlich müssten wir doch die Erfinder des Friedens mit der Schöpfung sein, ist sie uns doch direkt von Gott anvertraut worden. Mittlerweile haben auch die Kirchen ihre Umweltprogramme, die doch eigentlich Schöpfungsprogramme heißen müssten, auf den Weg gebracht. Meine Gemeinde ist sogar mit dem Grünen Gockel umweltzertifiziert und nun auch schon rezertifiziert. Und dennoch legen wir ständig viele Kilometer mit Autos & Co zurück, wenn es um Sitzungen geht, statt sich per Videokonferenz zu treffen, um weniger fossile Brennstoffe und weniger Fahrzeiten zu verbrauchen.

Am Beispiel des Klimaunfriedens können wir erkennen, wie schwierig es ist, zusammenzukommen, gemeinsame Lösungen zu finden. Ich muss mir nur die abendlichen Talksendungen anschauen und erlebe, wie jeder gerne der größte und beste Umweltschützer sein möchte oder die eigentliche Umweltschutzpartei. Aber es ist kein Miteinander, sondern immer nur ein konkurrierendes Gegeneinander zu erleben.

Am Beispiel des Klimaunfriedens können wir unsere eigene Bequemlichkeit erkennen, wenn es um einen Friedensschluss geht. Viele wollen ihre Position nicht aufgeben, weil sie für sie mit Vorteilen verbunden ist. Und so kommt man am Ende nicht zusammen und der Klimafrieden, der Frieden mit der Schöpfung Gottes rückt in weite Ferne, obwohl uns die Zeit in großen Schritten davonläuft.

So, und was bedeutet das nun für die klassischen Kriege? In der Republik Moldau haben sich gerade fünfzig Europäische Staatschefs getroffen, um miteinander zu reden und ein Zeichen zu setzen. Am Anfang eines jeden Friedens steht das Reden, das das gemeinsame Handeln möglich werden lassen soll. Aber wird das funktionieren? Moskau hat in den vergangenen Tagen Kiew einem Raketenregen unterzogen. Nicht alle Raketen und Drohnen können vorher vom Himmel geholt werden. Die Menschen leben seit mittlerweile sechszehn Monaten im Ausnahmezustand. Auf beiden Seiten gibt es inzwischen rund 350.000 Tote und Verletzte. Jeder ist einer zu viel.

Wer jetzt von mir eine Lösung erwartet, den muss ich enttäuschen. Ich weiß es nicht. Das Einzige, was ich kann, ist, sich auf das zu verlassen und auf das zu vertrauen, was uns Gott versprochen hat und mit auf unseren Weg gegeben hat. Ich kann ihn darum zu bitten, dass unsere Welt endlich eine Stätte des Friedens werde, dass der Friede Christi in unseren Herzen regiere, weil wir doch als Glieder des einen Leibes Jesu Christi zum Frieden berufen sind. Denn, wenn der Friede Christi in unseren Herzen regiert, dann erkennen wir auch, dass wir Glieder eines Leibes sind. Dann erkennen wir, wie sehr wir miteinander verbunden sind und vor allem wie sehr wir voneinander abhängig sind und am Ende immer nur uns selbst schaden, wenn wir nicht den Frieden regieren lassen, so dass wir am Ende alle miteinander zugrunde gehen werden, wenn uns das nicht gelingt. Und so bete ich darum, dass der Frieden in unseren Herzen regieren möge. Und so ein Gebet kann klingen, wie diese Liedstrophe:

Wenn du kommst, wird Dunkel licht,
Verwirrung weicht der Zuversicht.
Komm, Heilger Geist, ach komme bald,
dass Gnade herrsche statt Gewalt.

BG 372,3 – James Montgomery/Helene Marx

Amen.

Pfarrer Martin Dubberke, Gedanken zu Losung & Lehrtext vom 2. Juni 2023

Pfr. Martin Dubberke
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