Pfr. Martin Dubberke

Fahrstuhlmusik – Der neue Umberto Eco

Ich höre gerade Umberto Ecos aktuellen Roman “Der Friedhof in Prag” in der ungekürzten Hörbuchversion mit Gert Heidenreich und Jens Wawrczeck. Mehr als 50 Kapitel des Buches habe ich in der Zwischenzeit gehört und es schleicht sich bei mir der Eindruck der Belanglosigkeit ein. Jens Wawrczeck ist ein brillanter Vorleser, der das schmierige im Charakter des Protagonisten zum Leben erweckt.

Umberto Eco hat die Handlung mit historischen Persönlichkeiten nur so gespickt und sie alle wunderbar miteinander verwoben. Für jeden Bildungsbürger ein wahrer Hochgenuss. Sollte es zumindest sein. Aber es mag sich an keiner Stelle so richtig Spannung einstellen, kein Sog, wie vor dreißig Jahren, als ich “Im Namen der Rose” gelesen habe. Eco versteht es dieses Mal nicht, zu begeistern und mit zu reißen. Beim Hören stelle ich mir immer wieder die Frage, ob ich das Buch auch als gedruckte Fassung lesen würde. Doch jedes Mal antworte ich mir auf die gleiche Weise: Nein, ich hätte das Buch längst zur Seite gelegt, weil mich die Ereignislosigkeit der Geschichte, ohne jede Spannung, langweilen würde.

Als Hörbuch hat das Buch aber einen besonderen Reiz. Die vielen Fakten, die Eco hier verarbeitet hat, perlen belanglos an mir vorüber wie Fahrstuhlmusik – wenn auch auf hohem Niveau. Es bildet einen netten Hintergrund auf dem Weg von und zur Arbeit. Es belästigt nicht und fordert keine besondere Aufmerksamkeit. Also, Literatur, die einfach nur entspannt. Aber mal ehrlich? Dafür muss man im Buchladen  nicht 25,00 Euro ausgeben. Mal sehen – nein – hören, ob sich mein Eindruck im weiteren Verlauf des Romans noch ändern wird.