Pfr. Martin Dubberke
Passionsnotiz Nr. 29 | Bild: Martin Dubberke

Ein Lächeln

Freude bringt die Augen zum Leuchten und zaubert ein Lächeln ins Gesicht. Und sofort habe ich die Melodie eines Liedes im Ohr, das sich vor nahezu vierzig Jahren schon einmal als Ohrwurm in mein Ohr geschlichen hat: „Ein Lächeln“ – ein Chanson von Michel Sardou, das in der deutschen Version von Jürgen Marcus gesungen wurde. Ich gebe es zu, dass ich mir damals sogar die Single besorgt habe. Tja, und schon allein der Gedanke an die so schnell vergangenen Jahrzehnte seit jenem ersten Mal, als ich das Lied im Radio hörte, löst ein stilles, mildes Lächeln bei mir aus. Wie schnell doch die Zeit vergeht.

Ja, so fühlt sich also Psalm 103 Vers 15 und 16 am eigenen Leibe an:

Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Felde; wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da…

Klingt ja fast so, als wäre ich ein Greis. Nein, bin ich nicht. Und warum muss ich nun angesichts der vergangenen Jahrzehnte lächeln? – Weil mir so viel Gutes in meinem Leben widerfahren ist, aber auch wie viele wunderbare Menschen mir in meinem Leben begegnet sind, die mich geprägt, bewegt und getröstet haben und heute nicht mehr leben. Es ist ein wehmütiges Lächeln der Dankbarkeit. Ich denke an meinen Vater, der es verstand, mich in meinem Scheitern zu trösten, indem er mir von meinen Stärken erzählte. Ich denke an meinen Großvater, der mir Mut machte, meinen Weg unabhängig zu gehen. Ich denke an zwei meiner Mentoren im  Vikariat, die mich in wichtigen und bewegenden Zeiten begleitet und inspiriert haben, an meinen Konfirmationspfarrer, ohne den ich wohl niemals Pfarrer geworden wäre. Sie alle sind tot, zum Teil schon seit vielen Jahren. Sie haben mich an ihren Erfahrungen mit Gott, seiner Barmherzigkeit, aber auch seinen Herausforderungen teilhaben lassen und geprägt und vor vielem bewahrt.  Mir wird bewusst, dass ich viel zu selten an die Wurzeln meines Glaubens denke.

Ich glaube, dass die Lätare-Woche eine gute Gelegenheit ist, einmal in seinem Leben zurückzublicken, wo ich von wem Barmherzigkeit erfahren habe, wer mir in meinem Leben Trost gespendet hat. Und mit einem Male, wenn du dich darauf einlässt, wirst du feststellen, in wie vielen Momenten deines Lebens dir Trost widerfahren ist, der dir neuen Lebensmut gegeben hat und gleichzeitig dein Herz weit aufgemacht hat, so dass du Dinge und auch Sorgen anderer Menschen wahrgenommen hast.

Das hat doch Gott ganz toll eingerichtet, dass Trost ein wenig wie das Dominoprinzip ist. Der Trost ist gelebte Nächstenliebe und damit die Erfüllung des Gebots Gottes.

Passionsnotiz Nr. 29  vom 29. März 2017