Pfr. Martin Dubberke
Passionsnotiz Nr. 17 | Bild: Martin Dubberke

Die Sache mit der Weisung und dem in die Irre führen

In dieser Woche des Erinnerns war Psalm 25 ein guter Begleiter. Mit ihm haben wir uns daran erinnern können, wie viel Gutes Gott uns getan hat und tut. Wir konnten uns aber auch daran erinnern, wie wichtig es ist, auf den Wegen des HERRN zu wandeln, das eigene Leben an seinen Weisungen zu orientieren.

Ich weiß, das Wort Weisungen gehört nicht gerade in die Hitliste der Worte, die man heute gerne hört. Ich finde aber, dass es ein schönes Wort ist, das aus sich heraus für sich spricht. Natürlich kann ich eine Weisung auch wie einen Befehl empfinden. Und damit tun sich in der Tat die meisten Menschen schwer. Wer lässt sich schon gerne etwas sagen in einer Zeit, in der wir doch alle so frei, so unabhängig, so selbstbestimmt und selbstverantwortet sein wollen?

Aber Weisung heißt auch, den Weg weisen. Und den Weg kann nur jemand weisen, der den richtigen Weg auch kennt. Alles andere wäre ein in die Irre führen. Und wir lassen uns heute auf eine ganz eigene Weise immer wieder weisen… Ich denke da nur an das Navi im Auto oder Smartphone. Wie viele Geschichten habe ich schon gehört, dass jemand von seinem Navi in die Irre geführt wurde… Mal ganz abgesehen davon, dass sich heute immer noch viele Menschen von Verführern verführen lassen, weil es so bequem, so einfach erscheint.

Der liebe Gott hat nie gesagt, dass das Leben ein Ponyhof sei. Wir erinnern uns daran, was Gott zu Adam und Eva gesagt hat, als sie das Paradies verlassen mussten, weil sie sich nicht an seine Weisungen gehalten hatten. Naja, eigentlich war es nur eine einzige Weisung. Wie schwer es doch sein kann, sich nur an eine Weisung zu halten und wie leicht verführbar der Mensch ist, weil er sein will wie der EINE, erleben wir immer wieder. Dieses Gen trägt der Mensch auch heute noch in sich. Und auch dessen sollten wir uns erinnern.

Reminiscere heißt sich erinnern und erinnern heißt, aus der Erfahrung, der Geschichte zu lernen, die Gefahren zu erkennen, wenn man sich nicht an die Weisungen Gottes hält, die er für uns menschliche Trottel schon ganz kurz in einem Satz zusammengefasst hat, damit wir sie auch ja nicht vergessen und so einfach und sich selbst erklärend ist. Paulus verknüpft das in seinem Brief an die Galater mit einer ganz klaren Konsequenz:

Denn das ganze Gesetz ist in dem einen Wort erfüllt: »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!« Wenn ihr euch aber untereinander beißt und fresst, so seht zu, dass ihr nicht einer vom andern aufgefressen werdet.
(Galater 5, 14-15)

Wenn wir die Bibel aufschlagen, liegen vor uns mehrere tausend Jahre Schrift gewordene Erfahrungen mit Gott, der Freude, der Liebe, der Freiheit, aber auch dem Leid, das durch menschliche Fehlbarkeit, durch Gottvergessenheit, Egoismus entstanden ist. Für uns, die wir an Gott glauben, verbirgt sich hier ein enormer Reichtum, der uns bewahren kann in einer Zeit, wo Menschen nicht einmal mehr in der Lage sind, die vergangenen einhundert Jahre in unserer Geschichte zu überblicken, zu verstehen und dankbar dafür zu sein, was wir uns hart in den vergangenen zweiundsiebzig Jahren erarbeitet haben.

Ich hatte eigentlich nicht vor, eine politische Dimension in meinen Passionsnotizen zu eröffnen, aber auch das ist mir vor dem Hintergrund von Reminiscere noch einmal erschreckend deutlich geworden, dass das beim Erinnern in gleichem Maße dazu gehört, dass diese Perspektive nicht außer Acht gelassen werden darf, wenn es darum geht, umzukehren und sich auf seinem Weg Richtung Ostern auf das neue Leben vorzubereiten, weil das neue Leben auch ein aktives Zeichensetzen ist, das durch Gott aus uns heraus in die Welt wirken wird.

Passionsnotiz Nr. 17 vom 17. März 2017