Pfr. Martin Dubberke
Impuls zu Losung und Lehrtext am Montag 20230227 | Bild: Martin Dubberke

Die Hoffnung, die mich trägt

Der Herr kommt, das Erdreich zu richten. Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker, wie es recht ist.
Psalm 98,9

Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig! Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir, denn deine Urteile sind offenbar geworden.
Offenbarung 15,4

Was wird dabei einmal herauskommen? Wird der Herr die Völker richten oder die Herrschenden oder ehemals Herrschenden der Völker? Wird ER ein ganzes Volk richten oder nur die Mitläufer, die Anheizer?

Das sind Fragen, die sich mir angesichts der Losung heute Morgen stellen. Nähme ich nur das aktuelle Beispiel Russland. Würde ER das ganze Land richten oder nur Putin und seine Scharfmacher?

Was würde der HERR am Ende alles in die Waagschale werfen, wenn ER dieses Land richtet? Das Land war im zweiten Weltkrieg selbst angegriffenes Land und hat gegen Nazideutschland gekämpft. Es wurde von Zaren und Generalsekretären unterdrückt, hat sich unter Gorbatschow befreit und mit Putin wieder unterdrücken und in Kriege führen lassen.

Oder unser eigenes Land, das vor einem Menschenleben noch die Welt in den Abgrund geführt hat, den zweiten Weltkrieg begonnen hat, Millionen von Menschen das Leben geraubt hat und heute eine Demokratie ist, in der sich der Mensch, so gut es geht, entfalten kann, ein Land, das vielen anderen Ländern in Not hilft und nicht zuletzt der Ukraine Waffen liefert, damit sie gegen den russischen Aggressor ihre Freiheit und Souveränität behaupten können.

Was wird der HERR also dereinst alles in die Waagschale werfen, wenn ER den Erdkreis mit Gerechtigkeit richten wird?

Das ist das eine, was mir gerade heute Morgen durch den Kopf geht. Auf der anderen Seite hat es auch etwas Tröstliches, nämlich, dass sich am Ende des Tages, all das, was gegen den Willen Gottes, was gegen seine Schöpfung und Geschöpfe geschieht, auf den Prüfstand gestellt werden wird und dann gerichtet werden wird. Das hat nichts mit Rache zu tun, sondern mit Gerechtigkeit, auch wenn ich so gar keine Vorstellung davon habe, wie das mal aussehen kann und wird.

Aber es wird mir noch etwas anderes deutlich, wenn der HERR wirklich die Völker richten will, dann geht es um das Volk als Ganzes, als eine Gemeinschaft, die gemeinsam handelt, am Ende sich gemeinsam der Verantwortung stellen wird. Und ob ein Volk besteht oder nicht, liegt an den Menschen, die ein Volk ausmachen, weil jeder in einem Volk auch Verantwortung für das Ganze trägt, ob er das System, die Entscheidungen mitträgt oder nicht. Und so wird in diesem Vers mit wenigen Worten deutlich, dass sich niemand aus der Verantwortung ziehen kann, dass ich immer auch eine gesellschaftliche Verantwortung in meinem Leben trage.

Aber wie gestalte ich diese Verantwortung? – Eine Hilfestellung bei der Antwort auf diese Frage ist der Lehrtext des heutigen Tages:

Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig! Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir, denn deine Urteile sind offenbar geworden.
Offenbarung 15,4

Es geht also um die Frage, welche Herrinnen und Herren ich preise. Damit fängt schon mal alles an. Für mich als Christen fällt die Antwort hier sehr einfach. Ich preise den dreieinen Gott, weil nur er allein heilig ist. Weltliche Herrinnen und Herren können nicht heilig sein. Nur Gott allein kann die Orientierung bieten, die wir brauchen, um in Frieden und Freiheit leben zu können.

Der Lehrtext lässt hier sogar noch eine weitere Perspektive aufscheinen. Alle Völker werden kommen und ihn anbeten, weil sie erkannt haben, welche Bedeutung und Reichweite seine Urteile haben. Sie haben nun erkannt, dass an Gott kein Weg vorbeiführt, weil er nie gegen seine Schöpfung handelt, weil er kein Interesse daran hat, dass es den Menschen, den Völkern schlecht geht, dass ein Volk ein anderes unterdrückt, dass ein Mensch ein ganzes Volk oder Teile der Welt für sich selbst in Anspruch nimmt. Das, was Gott möchte, ist eine Welt, in der alle Geschöpfe in Frieden miteinander leben und damit auch in der Freiheit, ihre von Gott gegebenen Gaben leben und einbringen zu können. Gott ist nicht gegen uns, sondern für uns, für uns alle. Darin unterscheidet er sich von so manchem Regierenden auf dieser Welt.

Und genau diese Hoffnung trägt mich durch diese Zeiten, weil ich weiß, dass es auch die Zeit der Erkenntnis geben wird.

Pfr. Martin Dubberke, Gedanken zu Losung & Lehrtext vom 27. Februar 2023

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