Pfr. Martin Dubberke
Impuls zu Losung und Lehrtext am Freitag | Bild: Martin Dubberke

Das Schuhwerk des Friedens

Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, der da Frieden verkündigt, Gutes predigt, Heil verkündigt, der da sagt zu Zion: Dein Gott ist König!
Jesaja 52,7

Tragt an euren Füßen als Schuhwerk die Bereitschaft für das Evangelium des Friedens.
Epheser 6,15

In vierzehn Tagen jährt sich der Krieg in der Ukraine und wir haben in dieser Zeit viel über Krieg und Frieden nachgedacht. Das „Frieden schaffen ohne Waffen“ wurde in Frage gestellt. Und für viele war und ist das „Frieden schaffen mit Waffen“ auch nicht die Lösung. Was wäre gewesen, hätten die anderen Länder und auch Deutschland keine Waffen geliefert? Hätte Putin dann schon die Ukraine längst erobert? Und was hätte das für den Rest von Europa bedeutet? Was wäre gewesen, wenn man Putin ohne Widerstand hätte gewähren lassen?

Ich glaube, dass Frieden halten und Frieden schaffen ganz stark mit der Aufgabe verbunden ist, auch Grenzen zu setzen. Grenzen schaffen – so verrückt es auch klingen mag – Frieden und Freiheit. Damit meine ich nicht die Zäune, die man an bestimmten Außengrenzen ziehen möchte, sondern Positionen und diese mit aller Klarheit und Authentizität zu vertreten.

„Selig sind die Friedfertigen“, sagt Jesus in seinen Seligpreisungen. Ja, genau das ist unsere Position als Christenmenschen. Das ist unsere Grundhaltung. Fertig für den Frieden zu sein und den Frieden zu bewahren. Der Frieden ist damit die Grenze, die wir gegen den Krieg ziehen. Und wird diese Grenze überschritten, so ist es unsere Aufgabe, dies nicht zuzulassen und den Unfrieden Stiftenden in seine Grenzen zu weisen. Ich glaube aber auch, dass, wenn es zu einer Verletzung dieser Grenze kommt, diese Grenze im Vorfeld nicht deutlich genug gezogen wurde, der Frieden nicht fertig gemacht wurde, sondern Stückwerk geblieben ist, weil man nicht konsequent genug gewesen ist.

Ich finde, es ist ein schönes Bild, das uns Paulus in seinem Brief an die Epheser schenkt:

Tragt an euren Füßen als Schuhwerk die Bereitschaft für das Evangelium des Friedens.
Epheser 6,15

Das ist ein großartiges Bild: Die Bereitschaft das Evangelium des Friedens an den Füßen als Schuhwerk zu tragen. Also, keine Kampfstiefel. Das Evangelium ist die Grundlage des Friedens. Wer wirklich dieses Evangelium annimmt, wer wirklich sein Leben auf der Grundlage des Evangeliums lebt, wer auf dem Pfad des Evangeliums geht, wird immer Wege zum Frieden finden. Und genau das ist es, worauf es ankommt, den Weg zum Frieden zu finden. Im Laufe der ersten Monate des Krieges habe ich in einer Predigt einmal die Idee einer Völkerwallfahrt entfaltet. Was wäre, wenn der Papst Richtung Kiew aufbrechen würde, sich ihm die Bischöfe aller Kirchen, aller Länder anschlössen und ihnen die Christinnen und Christinnen folgen würden, so dass es zu einer Völkerwallfahrt aus allen Himmelsrichtungen käme. Das wäre dann so gewesen, wie es Paulus sagt. Man wäre mit dem Schuhwerk des Friedens unterwegs gewesen. Oder, wie es Jochen Rieß einmal gedichtet hat:

Geh auf den andern zu.
Zum Ich gehört ein Du,
um Wir zu sagen.
Leg deine Rüstung ab.
Weil Gott uns Frieden gab,
kannst du ihn wagen.

Wir wissen heute nicht, wie lange der Krieg noch dauern wird. Wir wissen nicht, was hinter den Kulissen geschieht. Wir wissen nicht, was die Alliierten noch liefern werden, ob es wirklich noch Kampfflugzeuge geben wird. Wir wissen nicht, was sich der Mann im Kreml noch alles ausdenken wird. Und ganz ehrlich: Wir wissen auch nicht wirklich, wie dieser Krieg ein Ende finden kann und wird.

Was aber alle eint – egal, ob „Frieden schaffen ohne Waffen“ oder „Frieden schaffen mit Waffen“ – ist die Hoffnung und der Wille, dass es wieder Frieden werde. Und genau auf diesen starken, gemeinsamen Willen kommt es an.

Und was bedeutet das für mich als Pfarrer? – Die Antwort auf diese Frage findet sich in der Losung des Tages:

Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, der da Frieden verkündigt, Gutes predigt, Heil verkündigt, der da sagt zu Zion: Dein Gott ist König!
Jesaja 52,7

Als Pfarrer ist es mein Job und meine Leidenschaft, den Frieden zu verkünden, Gutes zu predigen, den Menschen Mut zum Frieden in ihren Beziehungen zu machen, den Menschen den Mut und die Kraft zum Guten zu predigen, sie einzuladen, das Schuhwerk des Friedens zu anzuziehen. Wenn das gelingt, kommen wir – egal an welchem Ort – dem Frieden Schritt für Schritt näher.

Tragt an euren Füßen als Schuhwerk die Bereitschaft für das Evangelium des Friedens.
Epheser 6,15

Pfr. Martin Dubberke, Gedanken zu Losung & Lehrtext vom 10. Februar 2023

Pfr. Martin Dubberke
Pfr. Martin Dubberke

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