Pfr. Martin Dubberke
#dahoamblein | Bild: Martin Dubberke

#Dahoambleim

Es ist Sonntag Lätare. Ich sitze alleine in unserer Johanneskirche, wo wir normalerweise Sonntag für Sonntag gemeinsam Gottesdienst feiern, wo wir zusammengekommen, gemeinsam beten, singen und Gottes Wort hören und nicht zuletzt Gemeinschaft erleben.

Nun bleiben wir alle dahoam und das ist richtig so. In dieser Zeit zeigt sich Nächstenliebe in der Distanz und nicht der Umarmung. Manche haben Angst, dass die Gemeinde ohne Gottesdienst auseinanderfallen könnte. Alle, die das fürchten, möchte ich an Paulus erinnern. Paulus hat mit seinen Gemeinden den Kontakt über Briefe aufrechterhalten. Und aus diesen Gemeinden heraus sind in aller Welt Gemeinden entstanden. Auch unsere Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Garmisch-Partenkirchen hat im Grunde genommen ihren Ursprung in den Gemeinden des Paulus.

Wir sind heute genauso gefordert wie Paulus, mit Euch und untereinander in Kontakt zu bleiben und versuchen das nun über Emails, Briefe, das Internet und nicht zuletzt das gute alte Telefon, um auch in den Zeiten des Coronavirus Gemeinschaft zu erleben und zu leben.

In dieser Zeit rücken auch die Glocken wieder mehr ins Zentrum. Dreimal am Tag läuten in der Johanneskirche die Glocken für rund fünf Minuten, Zeit, in der wir alle innehalten können, unseren Glauben bekennen, das Vaterunser beten können und das zur Sprache bringen können, was uns das Herz schwer macht. Auch in dieser Zeit können wir beim Läuten der Glocken und dem gemeinsamen Gebet, Gemeinschaft ganz neu erleben. Es ist ein Innehalten in unseren Tagen, die einen ganz neuen Rhythmus bekommen haben.

In dieser Woche haben mich in besonderer Weise Losung und Lehrtext vom Freitag bewegt:

Der HERR deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes. Psalm 27,5

Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark. (. Korinther 12,10

Da wird in der Nacht vom Freitag auf Samstag eine Ausgangsbeschränkung bei uns in Bayern verhängt und die Losung aus Psalm 27 klingt wie die theologische Flankierung dieser Maßnahme: Der HERR deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes.

Wir leben in einer bösen Zeit. Zum ersten Mal haben wir alle – egal wo auf dieser Welt – einen gemeinsamen Feind: Das Coronavirus. Und eigentlich sind es sogar zwei Feinde, denn es gibt noch all die Unvernünftigen und Egoisten, die noch immer nicht den Ernst der Lage erkannt haben und glauben, dass es lustig ist, alte Menschen auf der Straße anzuhusten oder Corona-Partys zu feiern oder wie Siegfried unverwundbar zu sein. Solche Aktionen gehören in den Bereich des fünften Gebots: „Du sollst nicht töten.“ Entschuldigt, dass ich das so klar und ernst sage. Aber so und nicht anders kann ich das gerade sehen und verstehen.

Der HERR deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes. Psalm 27,5

Es ist eine böse Zeit. Also, bleibt dahoam! Dort können wir in besonderer Weise den Schutz seines Zeltes erfahren. Und irgendwie hatte ich mir die Passionszeit anders vorgestellt. Für gewöhnlich verzichten wir ja in dieser Zeit auf etwas – und zwar freiwillig. Heuer stellt sich nicht die Frage der Freiwilligkeit. Die Passionszeit ist dieses Mal wirklich Passionszeit, also Leidenszeit. Zigtausende Menschen sind an diesem Virus schon gestorben oder leiden an seinen Folgen. Und die Folgen sind nicht nur die körperlichen Beschwerden, dem Leiden, das mit der Erkrankung verbunden ist, sondern auch die Angst vor eigenen Tod, dem Angst dass Menschen sterben könnten, die einem nahe stehen und es ist die Trauer in den Familien und Freundeskreisen derer, die daran gestorben sind.

Wir wissen nicht, wie lange diese Passionszeit dauern wird. Mit Sicherheit mehr als die üblichen sieben Wochen. Doch das Motto von „7 Wochen ohne“ bringt es in diesem Jahr auf den Punkt: 7 Wochen ohne Pessimismus.

Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark. 2. Korinther 12,10

Auch wenn es in diesem Vers aus dem zweiten Brief an die Korinther um die Not in der Verfolgung Christi geht, so wird doch deutlich, dass wir in all unserer Schwachheit, die wir jetzt empfinden, guten Mutes sein können. Denn wenn wir schwach sind, dann sind wir stark. In dieser Zeit können wir auf neue Weise spüren, was Glaube und geschwisterliche Gemeinschaft heißt, miteinander füreinander Verantwortung zu übernehmen. Wenn wir diese Zeit hinter uns haben, werden wir uns verändert haben und es wird sich um uns einiges verändern. Wir haben mit dieser wohl heftigsten Passionszeit in unserem Leben die Möglichkeit, unser ganzes Leben neu zu überdenken und zu schauen, was wirklich wichtig im Leben ist. Unser Glaube kann uns hier sehr gut den Weg weisen. Und so möchte mit einem Vers aus dem Brief an die Philipper schließen:

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren. Philipper 4,7

Bleiben Sie behütet!

Ihr Pfarrer Martin Dubberke


Pfarrer Martin Dubberke, Gedanken am Sonntag Lätare über Losung und Lehrtext vom 20. März 2020

Der HERR deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes.
Psalm 27,5

Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark.
2. Korinther 12,10