Pfr. Martin Dubberke
Impuls zu Losung und Lehrtext am Dienstag 20230321 | Bild: Martin Dubberke

Brot des Lebens

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von allem, was aus dem Mund des Herrn geht.
5. Mose 8,3

Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.
Johannes 6,68

Muss ich dazu noch etwas sagen oder schreiben? Die Botschaft ist doch eindeutig. Der Mensch lebt nun einmal nicht vom Brot allein, auch wenn er gern zuerst ans Brot denken mag. Wer mag es ihm verdenken, denn um leben zu können, damit Herz und Hirn und alles andere im Körper funktioniert, braucht es das Brot. Das Brot ist Leben. Das Brot ist Existenz. Kein Brot ist Hunger, ist Elend, ist Tod.

In wie vielen Regionen unserer Erde ist das so? An wie vielen Orten unserer Welt reicht es nicht zum Leben? Wo überall in der Welt wachen die Menschen morgens mit dem ersten Gedanken auf: „Wo bekomme ich heute das Brot her, um meine Familie und mich satt zu machen?“ Wir kennen alle die Bilder, mit denen Brot für die Welt, Misereor und manch andere Organisation um Spenden wirbt.

Doch wo die Menschen mit der Frage nach dem Brot aufwachen, wird deutlich, dass etwas anderes außeracht gelassen wurde: Nämlich das, was aus dem Mund des Herrn geht. Wo immer das Brot in unserer Welt fehlt, wird deutlich, dass wir nicht von dem leiten lassen, was aus dem Mund des Herrn kommt.

Ich muss gerade an die Amsel denken, die im vergangenen Jahr an meiner Terrasse genistet hat. Wenn wir als Familie draußen saßen und gegessen haben, kam sie immer wieder vom Einkaufen zurück. Sprich: Sie hatte Nahrung für ihre Kinder gesammelt. Und wenn sie dann wieder im Nest saß und die Jungen ihr schnatternd ihre Schnäbel entgegenreckten, fütterte sie sie. Die Babyamseln aßen das, was aus dem Schnabel ihrer Mutter kam, Hätten sie ihr ihre Schnäbel nicht offen entgegengereckt, wären sie verhungert.

An dieses Bild muss ich gerade denken, wenn ich lese:

…, sondern von allem, was aus dem Mund des Herrn geht.

Wenn wir uns dem nicht entgegenrecken, werden wir auf eine ganz eigene Weise verhungern. Aber leider ist es ja so, dass vielen diese Speise nicht schmeckt. Aber nicht alles, was schmeckt, ist gesund. Schauen wir uns mal an, mit welchem Brot wir uns satt machen. All die fertigen und konfektionierten, bequemen Lebensmittel, die wir haben. Die Regale in den Supermärkten sind voll davon. Die schnelle Pizza aus der Tiefkühltruhe, der Zuckerjoghurt, die Energydrinks, etc. Alles einfach und bequem, alles süß und lecker. Aber am Ende essen wir uns an diesem „Brot“ den Tod an. Ich weiß, wovon ich rede.

Aber, und auch das dürfen wir in diesen Zeiten lernen: Das Leben ist nicht bequem. Das, was aus dem Mund des Herrn kommt, macht deutlich, dass wir vielen Dingen in unserem Leben nicht aus dem Weg gehen dürfen, dass wir uns dem stellen und auch entgegenstellen dürfen und sogar müssen. Das macht nicht immer Spaß. Aber je mehr ich aus dem Munde des Herrn genommen habe, desto standfester bin ich.

Also, wenn ich nur an dem Brot interessiert bin, bin ich nur an mir selbst interessiert. Dann tue ich alles, was tun muss, um das tägliche Brot zu bekommen, weil ich ja überleben will. Das macht mich zu einem Ellenbogenmenschen. Mein Leben, mein Brot. Was interessiert mich dann noch der Nächste? Vielleicht, wenn ich selbst gerade satt bin und nicht an das nächste Brot denken muss…

Aber eine Gesellschaft, eine Welt von Ellenbogenmenschen ist nicht erstrebenswert, weil es in einer solchen Welt mehr Verlierer als Gewinner gibt und damit eigentlich auch keine Zukunft, weil irgendwann alle Ressourcen der Schöpfung Gottes verbraucht sind und für den letzten Menschen dann auch kein Brot mehr übrigbleiben wird.

Denn was brauche ich für das Brot? Eine Schöpfung, die im Gleichgewicht ist. Ich brauche Menschen, die sich um die Landwirtschaft kümmern, die den Samen ins Feld streuen, die Pflanzen und Tiere hegen und pflegen, die ernten, die aus der Ernte gute Lebensmittel machen. Ich brauche ein gutes Klima, damit überhaupt etwas aus der Erde wachsen kann, das Tier und der Mensch anständig leben kann. Ich brauche Frieden, damit die Felder nicht zerstört werden. All das funktioniert nicht, wenn ich mich einseitig vom Brot ernähre und nicht auch von dem, was aus dem Mund des Herrn kommt.

Jesus sagte zu seinen Jüngern einmal:

Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.
Johannes 6,35

Nachdem er das gesagt hatte, entbrannte ein großer Streit unter den Juden, aber auch seine Jünger murrten, bis Simon Petrus das Wort ergriff:

Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.
Johannes 6,68

Genau: Wohin sollen wir gehen? Jesus Christus ist unsere Orientierung im Leben. In Jesus Christus, seinem Reden und Handeln wird deutlich, was es braucht, um leben zu können. In Jesus Christus wird fassbar, was Brot des Lebens bedeutet. Sich das Wort Jesu zu Herzen zu nehmen, heißt anders zu leben. So zu leben, dass in Gottes Schöpfung das Leben wieder in ein Gleichgewicht geraten kann und das Gleichgewicht auf dieser Erde wird erkennbar durch Frieden und Freiheit, wird darin erkennbar, dass niemand mehr an Leib und Seele hungern muss.

Das ist ein langer Weg, aber je mehr Menschen auf die Worte des ewigen Lebens achten und ihnen folgen, desto mehr Menschen, werden es diesen Menschen nachmachen, weil sie erkennen werden, dass es das Leben in jeder Beziehung besser und schöner werden lässt.

Pfarrer Martin Dubberke, Gedanken über Losung & Lehrtext vom 21. März 2023

Pfr. Martin Dubberke
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