Pfr. Martin Dubberke

Aus der Perspektive der Verantwortung

Die Okuli-Woche neigt sich nun dem Ende entgegen. Eine gute Gelegenheit, einen Blick auf sie zu werfen, wo wir doch gesehen haben was mit uns passieren kann, wenn ich meine Augen stets auf den HERRN richte.

Der Blick auf den HERRN ist kein starrer Blick, auch wenn es einem so anmuten möchte. Es ist kein Blick, den ich von einer bestimmten Warte einnehme, sondern mit jedem Schritt, den ich in meinem Leben mache, aus einer jeweils neuen Perspektive wahrnehmen kann, so wie ich es in dieser Woche auch versucht habe. Dann eröffnen sich stets neue Perspektiven, und wie wir gesehen haben, ist das auch in aller Regel mit Arbeit verbunden. Das reine gefühlige „Gott wird es schon richten“ gibt es nicht. Gott hat uns eine Verantwortung in die Hand gegeben und das schon seit dem ersten Tag unserer Erschaffung:

Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan…
Genesis 1, 27-28

Damit hat uns Gott das Wohl und das Wehe dieser Welt in unsere Verantwortung gegeben. Darüberhinaus hat er er uns Regeln, Weisungen und Gebote gegeben, an denen wir uns orientieren können, weil er wusste, dass wir es nicht aus uns selbst heraus schaffen würden. Erinnern wir uns doch nur an den ersten Mord in der Bibel, als Kain seinen Bruder Abel erschlug. Es ging um Konkurrenz, mehr Liebe, mehr Beachtung, für wen es galt „the First“ zu sein. Aus all diesen Geschichten des alten Testaments können wir lernen, dass wir die Verantwortung tragen und diese nicht so einfach auf Gott abwälzen können.

Auch das können wir lernen, wenn wir Psalm 25, 15 folgen:

Meine Augen sehen stets auf den HERRN.

Das „stets“ mach deutlich, dass die Orientierung an Gott und seinem Wort eine kontinuierliche, also fortdauernde sein muss. Und sollten wir in die Situation geraten, in der wir die Orientierung verlieren oder das Gefühl haben, sie verloren zu haben, dann können wir immer Gott, unsern HERRN und Vater um diese bitten. Stets die Augen auf den HERRN zu richten, heißt auch, mit Gott in Kontakt zu bleiben, mit ihm zu sprechen.

An Gott zu glauben, sich zu ihm zu bekennen, hat zur Folge, in dieser Welt aus der Perspektive der aktiven Verantwortung heraus zu leben, die ich nicht nur der Schöpfung, sondern auch und vor allem Gott gegenüber habe.

Und hier muss ich gerade an zwei Sätze von Dietrich Bonhoeffer denken, die das, was ich in dieser Woche versucht habe zu vermitteln, wunderbar auf den Punkt bringen:

Ein schwerer, verhängnisvoller Irrtum ist es, wenn man Religion mit Gefühlsduselei verwechselt. Religion ist Arbeit. Und vielleicht die schwerste und gewiss die heiligste Arbeit, die ein Mensch tun kann.
(DBW 10, 484) Dietrich Bonhoeffer

Passionsnotiz 24 vom 24. März 2017