Pfr. Martin Dubberke

Auftakt zum Happy End

Liebe Geschwister, liebe Heiligabend-Gemeinde, ein kleiner Schrecken war es schon, als das Krippenspiel vorhin auszufallen drohte, oder? Sie hatten sich ja alle schon darauf gefreut. Deshalb seid Ihr ja auch alle gekommen, weil ja ohne die Krippe und das Krippenspiel Heiligabend nicht Heiligabend wäre. Man stelle sich nur vor, wir würden am Heiligen Abend die Kirche schließen und draußen ein Schild anhängen, auf dem steht: „Wegen Familienfeier geschlossen!“ – Da wärt Ihr alle ziemlich enttäuscht und sicherlich auch verärgert, weil wir Euch die ganze Weihnachtsfreude versalzen hätten.

Und genau daran spüren wir, wie wichtig es ist, dass wir miteinander heute im Gottesdienst die Geburt Jesu Christi feiern. Uns würde ohne dieses Fest, ohne den Tannenbaum, ohne die Weihnachtskrippe, ohne die vielen Kerzen, ohne das goldene Licht, ohne diesen Gottesdienst etwas fehlen.

Weihnachten macht uns allen, egal ob wir mehr als fünfzig Mal im Jahr zum Gottesdienst gehen oder nur einmal, deutlich, dass ein Leben ohne Jesus nicht vollständig wäre.

Da wäre eine Lücke in unserem Leben. Nicht umsonst können wir in diesen Wochen viele schöne Weihnachts-Herz-Schmerz-Sehnsuchts-Filme sehen, in denen es immer darum geht, am Ende ein gutes Ende zu haben.

Das Kind in der Krippe steht allerdings nicht für ein Happy End, sondern für einen Neuanfang, den Gott mit uns wagt, nachdem wir Menschen so vieles vergeigt haben. Er gibt uns noch einmal die Chance, alles richtig zu machen. Und dafür hat er uns seinen Sohn geschickt, der uns in seinem kurzen Leben bis zum Kreuz in klaren Worten erklärt hat, wie das geht.

Gott ist hier in der Tat wie ein guter Vater, der zu seinem Kind sagt: „Ok, lass uns einen Strich drunter machen und von vorne anfangen.“

Er hat uns damit eine neue Chance gegeben, das Licht der Heiligen Nacht in die Welt zu tragen und das bedeutet nichts anderes als dass es an uns liegt, ob es ein Happy End geben wird. Und weil wir alle diese Sehnsucht nach Frieden, Liebe und einer gelingenden Schöpfung haben – sonst würde die Kirche ja heute nicht aus allen Nähten platzen – können wir es gemeinsam wagen. Schaut Euch einfach die Freude an, mit der diese Kinder die Geschichte von der Geburt Jesu gespielt haben. Da wird mir ganz warm ums Herz. Diese Kinder sind die Zukunft und wir tragen miteinander die Verantwortung dafür, dass sie eine gute Zukunft haben. Wir tragen mit dem, was wir glauben, denken und der Art, wie wir Entscheidungen treffen, wesentlich dazu bei, dass alle Kinder dieser Welt eine gute Zukunft haben können.

Die Botschaft der Heiligen Nacht lautet Frieden für die Welt und damit Frieden in unseren Beziehungen, den Beziehungen zwischen Eheleuten, Eltern, Kindern, Kolleginnen und Kollegen, Nachbarn, sympathischen und unsympathischen Menschen, zwischen andersdenkenden, andersgläubigen, in den Völkern und zwischen den Völkern.

Gott hat uns in dieser Nacht alle Zutaten in die Hand gegeben, um, wie in einem Weihnachts-Herz-Schmerz-Sehnsuchts-Film, ein Happy End zu machen. Die Botschaft der Heiligen Nacht sagt auch: „Ihr seid jetzt gefordert.“ Und um das zu hören und zu tun, seid Ihr heute alle hierher, in diese Kirche gekommen.

In diesem Sinne sage ich: Amen! So ist es.


Pfr. Martin Dubberke, Predigtmeditation über ein beinahe ausgefallenes Krippenspiel im Familiengottesdienst am Heiligen Abend 2019 in der Johanneskirche in Partenkirchen.