Pfr. Martin Dubberke
Impuls zu Losung und Lehrtext am Mittwoch | Bild: Martin Dubberke

Aschermittwoch

Singet dem Herrn, rühmet den Herrn, der des Armen Leben aus den Händen der Boshaften errettet!
Jeremia 20,13

Maria sprach:  Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes; denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen.
Lukas 1,46-48

Aschermittwoch. Heute beginnt die Fastenzeit. Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Naja, der Sänger meinte damit das Küssen und Feiern. Aber am Aschermittwoch ist wirklich etwas vorbei, weil wir uns von diesem Tage an auf die Umkehr vorbereiten. Wie halt Jesus einst sagte:

Kehrt um und glaubt an das Evangelium!
Markus 1,15

Es ist der Tag, an dem wir Christinnen und Christinnen den Blick nach innen wenden und neue Orientierung suchen.

Ich finde, dass sich seit drei Jahren diese Frage der Orientierung immer lauter stellt. Da waren die Jahre, in denen Corona unser Leben bestimmt hat und nun ist es schon ein Jahr, dass der Krieg in der Ukraine unser Leben mitbestimmt. Wir können diesem Thema genauso wenig entgehen, wie damals Corona. Und wer denkt, dass es reicht, keine Zeitung mehr zu lesen, keine Nachrichten mehr zu sehen, der irrt, weil zu Zeiten von Corona wurde man mit dem Thema konfrontiert, kaum, dass man das Haus verlassen hat, weil die Menschen alle Masken getragen haben und heute sehen wir unter uns die Menschen, die aus der Ukraine vor dem Krieg geflohen sind.

Sie konfrontieren uns damit, dass in unserer Welt eine ganze Menge aus dem Ruder gelaufen ist. Und wir wollen, dass unsere Politikerinnen und Politiker das ändern. Doch das bedeutet wiederum, dass viele ihre Position ändern müssen, um zum Ziel zu kommen. Und wenn das nicht der Fall ist, dann regen wir uns auf, murren und meckern. Doch was ist eigentlich mit uns? Wo sind wir denn bereit Positionen zu ändern, um ans Ziel zu kommen und vor allem, was ist das Ziel?

Kehrt um und glaubt an das Evangelium!
Markus 1,15

Der Aschermittwoch wirft uns auf uns selbst zurück. Das bedeutet, dass wir uns selbst in unserem Verhältnis zu Gott betrachten. Das bedeutet, dass wir unser Handeln reflektieren und mit dem Evangelium abgleichen. Wo haben wir uns entfernt und warum haben wir uns entfernt?

Wir leben in einer Zeit, in der das Evangelium eine immer geringer werdende Rolle spielt. Wir leben in einer Zeit, in der immer weniger Menschen etwas mit dem Evangelium anfangen können, auch weil sie gar nicht mehr wissen, was da drinsteht, was es ist.

Und so wundert es nicht, dass sie nicht mehr den Herrn rühmen, weil sie gar keine Beziehung zu ihm haben. Und so können sie auch nicht erkennen, dass es am Ende Gott selbst ist, der das Leben der Armen aus den Händen der Boshaften errettet.

Doch was ist das Boshafte? Das Boshafte sind auch schwierige Situationen in meinem Leben, in denen ich mich gefangen fühle und vielleicht erst einmal keinen Ausweg sehe.

Was noch ist das Boshafte? Ist das – wie es auf dem Kölner Karneval in so vielfältiger Gestalt gezeigt wurde – Putin? Sicherlich. Putin ist ein Sinnbild des Bösen. Aber er ist nicht das Böse an sich. Das ist vielgestaltiger. Und gleichzeitig lenkt es von unseren dunklen Seiten ab, über die wir dann gar nicht sprechen. Sie sind angesichts der großen Boshaftigkeit relativiert oder gar neutralisiert.

Aschermittwoch ist aber der Tag, von dem an wir uns nicht mehr mit anderen vergleichen, sondern nur noch mit dem Evangelium. Und dann sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.

Da kann es dann zum Beispiel auch zu der Erkenntnis kommen, dass man selbst ganz schön in Fängen des Boshaften gefangen ist und keinen Weg herausfindet. Wie tröstlich ist es dann, zu glauben und zu wissen, dass mich Gott aus dieser Situation befreien kann, sich über die Macht Gottes und seine Möglichkeiten in meinem Leben wieder bewusst zu werden. Die Bibel ist voll von solchen Erfahrungsberichten.

Gott sieht uns. Gott sieht mich. Ich kann gar nicht so klein sein, dass er mich nicht sieht, weil ich Teil seines Ebenbildes bin. Und auch daraus ziehe ich die Kraft, schwierige Situationen meines Lebens zu überstehen.

Pfr. Martin Dubberke, Gedanken zu Losung & Lehrtext vom 22. Februar 2023

Pfr. Martin Dubberke
Pfr. Martin Dubberke

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